Die Suche nach Geborgenheit
In Monheim gibt es derzeit 20 Pflegefamilien — weitere werden gesucht. Es gibt Kurse für Interessierte.
Monheim. Gudrun Mielke (Name geändert) hat sich ihr Leben lang eine große Familie gewünscht. Doch mit den leiblichen Kindern wollte es einfach nicht klappen. Vor zwei Jahren trat ihr Pflegesohn in ihr Leben. Der Junge ist ihr Sonnenschein. Er ist eines von 50 Kindern, die in den vergangenen Jahren vom Monheimer Jugendamt in eine Familie vermittelt werden konnten.
Aktuell gibt es 20 Pflegefamilien. Die Bereitschaft, ein Kind bei sich aufzunehmen, ist aber zurückgegangen. „Wir suchen dringend noch weitere Monheimer Pflegefamilien“, sagt Gisela Hein-Müller vom Pflegekinderdienst des Jugendamts. „Wir wollen ein Kontingent von Eltern aufbauen, damit auch künftig kein Kind auf eine Familie warten muss.“ Sieben Kinder wurden 2010 vermittelt.
Vier Kinder sind zurzeit in so genannten Bereitschafts-Pflegefamilien untergebracht. Sie kommen zum Einsatz, wenn das Kind aus einer zerrütteten Familiensituation geholt werden muss, weil sein seelisches Wohl auf dem Spiel steht. Aus der Bereitschaftspflegefamilie kommen die Kinder in eine dauerhafte Pflegefamilie.
Die Vorstellung, dass Kinder im Heim auf eine Familie warten, räumt Hein-Müller aus. „Im Heim sind Kinder mit hohem erzieherischen Bedarf“, sagt sie. So würde kein pubertierender Jugendlicher mit Verhaltensauffälligkeiten in eine Pflegefamilie vermittelt werden.
Vielen Familien saß Hein-Müller bereits gegenüber. Eltern, die keine eigenen Kinder bekommen können, oder Eltern, die sich zu den eigenen Kindern Pflege-Nachwuchs wünschten. Die Mehrzahl der potenziellen Pflegeeltern wünschen sich ein junges Kind, am liebsten einen Säugling. Doch ist der Wunsch nach einem Kind erst einmal da, gehen die Familien viele Kompromisse ein. „Wir suchen Familien für Kinder, nicht Kinder für Familien“, sagt Hein-Müller.
Nach der Bewerbung als Pflegefamilie folgt ein erstes Gespräch, in dem die potenziellen Pflegeeltern auf ihre Eignung geprüft werden. „Können sie Kinder erziehen und ein fremdes Kind aufnehmen?“ In Zusammenarbeit mit den Jugendämtern in Hilden, Erkrath, Mettmann und Ratingen werden ganztägige Kurse angeboten, die auf die neue Aufgabe vorbereiten sollen. „Wie gehe ich mit der Herkunftsfamilie des Kindes um? Welche Verhaltensauffälligkeiten können auf mich zukommen?“, zählt Hein-Müller die Leitfragen auf. Die Teilnahme ist für alle künftigen Pflegeeltern verpflichtend.
Wie lange Eltern auf ein Kind warten müssen, kann Hein-Müller nicht sagen. „Manchmal passt eine Familie auf Anhieb zu einem Kind, manchmal dauert der Findungsprozess etwas länger.“ Es habe aber bereits Eltern gegeben, die bereits ein Jahr nach ihrer Bewerbung beim Jugendamt ihr Pflegekind in den Armen hielten.