Wirte stellen sich der Kritik
Monheimer sind der Meinung, dass die Altstadt wie ausgestorben ist. Die Wirte verbünden sich und wollen Wünsche umsetzen.
Monheim. Eugen Herriger kann sich noch an die „guten alten Zeiten“ erinnern. Damals tummelten sich die Leute vor den Gaststätten auf dem Kopfsteinpflaster, dem „Kneipen-Bermudadreieck Monheims“. Szenen, an die kaum jemand glauben mag, der dieser Tage durch die Altstadt schlendert. Die Straßen sind leergefegt, Ladenlokale stehen leer oder haben ihre Türen verrammelt.
Auch vor der Traditionskneipe Spielmann steht eine Tafel mit der Aufschrift „Geschlossen“. Grund ist ein Pächterwechsel. „Die Pacht konnte nicht mehr gezahlt werden“, erklärt der Ladenbesitzer Frank Wiegand. Nun werde der Laden renoviert und am Wochenende wiedereröffnet — mit einem neuen Pächter mit mehr Erfahrung in der Gastronomie.
Mit frischer Farbe an der Wand kann Annette Rhode (44) nicht überzeugt werden. Sie meidet die Altstadt, für einen Kaffee mit Freundinnen fährt sie lieber nach Langenfeld, Hilden oder Düsseldorf. „Es fehlen Cafés oder Bistros, in denen man sich auch tagsüber mal treffen kann“, sagt sie. Das letzte Café an der Ecke Boehm-Straße hat auch dicht gemacht. „Wo soll man denn hier auch hingehen?“
Das fragt sich auch Lea Dickhäuser. Die 18-Jährige zieht es am Wochenende nach Düsseldorf oder Köln. „Die Lokale hier in der Altstadt haben den Ruf, dass nur die Älteren hingehen“, sagt die Schülerin.
„Wir gehen dann schon eher ins Sojus, aber auch das wird irgendwann langweilig.“ Eine Idee, was die Stadt tun könnte, um die Stadt für Jugendliche attraktiver zu machen, hat sie aber: „Das leerstehende Gebäude auf dem ehemaligen Shell-Gelände würde sich super für eine Diskothek eignen“, sagt sie. „Ich bin mir sicher, dass dann auch meine Freunde mitziehen und am Wochenende nicht immer in andere Städte fahren.“
Auch alteingesessene Monheimer wie Brigitte und Eugen Herriger wissen, dass der Altstadt der Nachwuchs fehlt. „Junge Leute sind mobil und haben dadurch einfach mehr Möglichkeiten. Am Wochenende wollen die Rambazamba. Und das bekommen sie hier nicht“, sagt Eugen Herriger.
Die Altstadt-Wirte wollen sich jetzt der Kritik stellen. Eine Wirtegemeinschaft ist in der Entstehung, sie will sich an den Wünschen der Bürger orientieren. „Die Leute sollen sagen, was ihnen fehlt, was sie sich wünschen“, sagt Bernhard Firneburg, Besitzer des Pfannenhofs.
Die Wirte wollen einen Raum anmieten, in dem sie Bürger in regelmäßigen Abständen empfangen und Anregungen entgegennehmen. Auch Firneburg kann sich an Zeiten erinnern, in denen Stammgäste dreimal die Woche kamen. „Heute ist ein Gast schon Stammkunde, wenn er alle drei Monate mal kommt“, sagt er. Doch jetzt gehe es bergauf. „Wir wollen nicht nur Essen und Getränke anbieten. Wir wollen auch für Unterhaltung sorgen.“ Zurzeit arbeiten die Wirte an einem gemeinsamen Konzept.