Die Wut im Schilderwald
Es gibt zahlreiche Beschwerden über kaum nachvollziehbare Verbote. Die Stadt ist machtlos, Bayer verspricht Abhilfe.
<strong>Monheim. Das ältere Ehepaar schaut sich unsicher um. "Wo geht es jetzt lang?", wird fast ängstlich gefragt. Wasser, Natur, Weite. Allerdings befinden sich die beiden nicht hoffnungslos verirrt in irgendwelchen fernen Ländern. Das Solinger Paar steht an diesem Donnerstagmorgen bei Gut Oedstein auf dem Rheindeich - und zwar vor einer Sperrung. Die Senioren gingen vom Reiterhof Blee los, folgten dem alten Deichweg, weil der neue ohnehin nicht begehbar ist. Und nach Kilometern landeten sie vor besagter Sperrung. Und die ist nur eine. Denn wenn man der Firma Vorwerk Rohrleitungsbau eines nicht vorwerfen kann, dann den Geiz mit Wegeabriegelungen im Deichland. Vorwerk verlegt im Auftrag der Firma Bayer derzeit die Kohlenmonoxid-Pipeline - und hat die Geduld vieler Bürger überstrapaziert.
Der kommunale Ordnungsdienst kann ein Lied davon singen. "Jogger, Walker, Spaziergänger, Radler - die Beschwerden reißen nicht ab. Doch wir können nichts machen", sind die städtischen Kräfte hilflos. Denn tatsächlich hat das Bauunternehmen eine Art pauschaler Genehmigung für die Sperrungen. Wie sensibel damit umgegangen wird, ist eine ganz andere Geschichte.
Ersten Unmut gab es bereits vor Wochen, als an der Bleer Straße der Weg des neuen Deichs in dem Stück von Höhe Berliner Ring bis Brückenschleeweg gesperrt wurde - und es dann mehrere Tage dauerte, bevor die Bauarbeiten überhaupt begannen.
Seit Wochen ist nun der bei den Bürgern äußerst beliebte Weg nicht nutzbar. Oder besser: Das müsste man wegen der Verbotsschilder annehmen. Tatsächlich hat gestern Rainer Fester, "Deichgraf" im Rathaus, nach WZ-Anfrage die Baufirma angerufen. Und siehe da: Der Weg ist laut Vorwerk eigentlich schon wieder frei. Man habe nur vergessen, die Verbotsschilder einzusammeln.
"Die Firma ist nicht verpflichtet, uns jede Sperrung zu erläutern", sind letztlich auch Fester die Hände gebunden. Er kann nur den Trost geben: "Die Genehmigung geht nur noch bis zum 22.Dezember. Dann muss alles fertig sein - zumindest auf den öffentlichen Wegen", erläutert der "Deichgraf". Und öffentlich ist der gesamte Deich als Eigentum der Stadt. Was Bayer auf den eigenen Feldern mache, sei dann allerdings deren Sache.
Bauzeit Die von Bayer beauftragte Firma Vorwerk hat noch bis zum 22.Dezember die Genehmigung, öffentliche Wege im Deichland bei Bedarf zu sperren. Dann sollen die Arbeiten fertig ein.
Weitere Ärgernisse Das ausführende Bauunternehmen hatte bereits vor einigen Wochen für Wirbel gesorgt. Damals informierte die Firma die Stadt darüber, dass gefundener Restmüll auf Pipeline-Gelände an der Alfred-Nobel-Straße in Rechnung gestellt werde. Der Restmüll war tatsächlich ein angelegtes Biotop.
Rechtsstreit Ob die Kohlenmonoxid-Leitung in Betrieb geht, ist derzeit noch offen. Eine endgültige Entscheidung vor Gericht, unter anderem auch Monheimer Klagen, steht noch aus.