Eigene Währung für Verkauf von Cannabis
Die Monheimer Jibbit GmbH will den Transfer und die Zahlung von Cannabis sicher machen.
Monheim. Seit Anfang März 2017 dürfen Ärzte Cannabis als Therapiemittel für Schmerzpatienten verschreiben. Die Freigabe als verschreibungspflichtiges Medikament hat jedoch auch viele Betrüger auf den Plan gerufen, die die Rezeptvordrucke und Stempel von Ärzten fälschen, um sich in den Besitz des Rauschmittels zu bringen. Den fälschungssicheren Transfer von Rezepten vom Arzt an Apotheker und Krankenkassen ist das neue Geschäftsmodell der Jibbit GmbH (Jibbit ist ein arabisches Wort für Joint).
Das Startup-Unternehmen mit Sitz in Monheim nutzt dafür die moderne Blockchain-Technologie. „Jede Transaktion wird verschlüsselt als Hash-Wert in einer Chain gespeichert, die der Patient dann auf eine Chipkarte oder per QR-Code auf die App zieht und damit zur Apotheke geht, die diese dann ausliest“, erklärt René Müller vom Marketing. Da die Speicherung von Daten bei der Blockchain aufeinander aufbaut, kann kein Element nachträglich geändert werden, ohne dass spätere Transaktionen ebenfalls zerstört werden. Das macht es wenig anfällig für Manipulationen.
Das Startup bringt auch gleich seine eigene Kryptowährung auf den Markt: den Jibbit-Token. Das Ziel klingt ambitioniert: Diese Währung soll schlechthin der neue Standard für Zahlung rund um das Thema Cannabis werden. Denn zur Jibbit App soll auch ein Marktplatz für Cannabis Zubehör gehören, eine Art Amazon für Cannabis, sagt Müller. Dort soll es alles geben, was man zum Konsum braucht: ein Kifferset mit Glas-Pfeife, Vaporizer, Grasmühle und dem Twister zum Selberdrehen.
„Wer mit unserem Token bezahlt, erhält fünf Prozent Rabatt“, wirbt Müller. Natürlich könne man auch in anderen Kryptowährungen zahlen, aber Ziel des Startups sei natürlich, eine Kurssteigerung zu generieren. Die Emission der neuen Währung beginnt am 1. August. „Jeder, der sich beteiligen möchte, kann Token erwerben: 420 Millionen zu einem Stückpreis von fünf US-Cent sollen ausgegeben werden.“ Müller glaubt fest daran, dass die Cannabis-Industrie ein Wachstumsmarkt ist. In den USA setzt sich die Legalisierung des Cannabis-Konsums immer mehr durch. In 17 Bundesstaaten ist der Besitz von geringen Mengen für den Eigengebrauch zwar noch illegal, wird jedoch meist nur als geringfügiges Vergehen geahndet. „Wir hoffen, dass diese Welle in vier, fünf Jahren auch auf Europa überschwappt“, so Müller.
Auf der fortschreitenden Legalisierung in den USA basiert auch die dritte Marke von Jibbit: der Cannabis Lieferservice. „So wie bei Lieferando bekommt der Kunde dann von einem lizensierten Anbieter aus seiner Region sein Gras geliefert“, sagt Müller. Die Lizenzen gewährleisteten eine gewisse Qualitätssicherheit. „Da wird dann nichts mehr gestreckt oder mit giftigen Chemikalien versetzt.“
Das Monheimer Startup will seinen JibbitDoc erst einmal mittels einer Testreihe in Köln und Berlin ausprobieren, in einem Jahr soll die Idee marktreif sein. Zu dem Unternehmen gehören etwa 29 Teammitglieder, die aus den Bereichen IT (Krypto-Blockchain), Marketing, Investment kommen, natürlich sind auch Cannabis-Experten darunter.
„70 bis 80 Prozent unserer Klienten sind Cannabis-Konsumenten, sie kommen, wenn sie ihren Alltag nicht mehr geregelt kriegen“, warnt Dieter Requardt von der Awo-Suchtberatung. Oft sei ihr Konsum mit dem von Alkohol, der klassischen Einstiegsdroge schlechthin, und Amphetaminen vermischt.