Gerichtskantine: Frau Haase setzt auf Frische
Die Gerichtskantine stand ein halbes Jahr leer. Jetzt steht Brunhild Haase in der Küche.
Langenfeld. Es ist ein Treffpunkt, der gefehlt hat: In der Gerichtskantine bespricht sich ein nervöser Angeklagter bei einem Kaffee mit seinem Verteidiger. Richter rauchen an Bistrotischen auf der Dachterrasse. Fast ein halbes Jahr lang war die kleine Küche im Amtsgericht geschlossen — seit Mai bekocht Brunhild Haase wieder Gäste und Personal.
Auf der Arbeitsplatte steht eine Schüssel geschnittener Kohlrabi. „Der Blumenkohl war nicht in Ordnung, da musste ich umplanen“, sagt die 60-jährige Hildenerin.
Fast alles bereitet sie frisch in ihrer Kochnische zu, hält deshalb das Angebot knapp: „Das habe ich heute nur mit Konservierungsstoffen“, informiert Haase gut gelaunt eine Kundin, die Kartoffelsalat wünscht: „Wenn sie das essen wollen, ist es mir egal.“ Die Frikadellen hingegen seien selbst gemacht, aus Vorsicht bei dem warmen Wetter tiefgefroren: „Das ist doch kein Imbiss hier, wo die Theke voll ist.“
Haases Vorgänger hatte zum Jahresende aufgegeben. Immer weniger Gäste kamen, immer weiter stiegen die Preise. „Wenn jedes Essen mehr als fünf Euro kostet, ist das zu teuer“, sagt Richterin Monika Berger.
Zum Schluss wären nur noch fünf Gäste regelmäßig in der Kantine gewesen: „Es ist schwierig, wenn das die einzige Einnahmequelle sein soll“, sagt Berger.
Die neue Pächterin hat ihre Rente: „Ich muss von der Kantine keine Eigentumswohnung abbezahlen.“ Die Speisekarte folge dem, was der Markt je nach Jahreszeit her gibt: Reibekuchen und Cevapcici sind im Angebot, außerdem Penne mit Tomaten.
Ein eigenes Lokal habe sie wieder aufgegeben, erzählt Haase. Viel getrunken hätten die Gäste, dabei zu wenig gegessen. „Hier komme ich mit den Leuten sehr gut zurecht.“ Die gelernte Floristin hat 40 Jahre Erfahrung in der Gastronomie. Mit ihrem verstorbenen Mann hatte sie einen Fleisch- und Wurstgroßhandel, bei Bosch bewirtete sie täglich 150 Angestellte.
„Einmal am Tag muss man mit ein paar Leuten ein nicht dienstliches Gespräch führen können“, sagt Richterin Berger. In den ersten kantinenlosen Wochen hatten sich die Angestellten bei den umliegenden Imbissen versorgt: „Chinesisch, türkisch, Pizza — irgendwann hängt’s einem aus den Ohren raus.“
Eine Übergangslösung kam mit einem Menü-Lieferdienst, aber dann wurde ein Kantinen-Ausschuss gegründet. Ein Probeessen habe es mit den Bewerbern gegeben, aber fast alle seien schnell wieder abgesprungen: „Wir haben ein Konzept gefordert.“ Inklusive eines Angebots für Vegetarier.
Haase kam über Empfehlungen zum Gericht — der Küchenlieferant hatte von der freien Stelle gehört. Jetzt gibt es wieder täglich Frisches: „Das ist auch für Besucher wichtig — wenn Leute von außerhalb zum Termin kommen, und warten müssen“, sagt Richterin Berger.