Grundschulen sind mit Integration von Flüchtlingskindern zufrieden
Vor allem die Mädchen sind mit der Zeit regelrecht aufgeblüht.
Monheim. Nach einer oft traumatisierenden Flucht, dem von Unsicherheit geprägten Leben in den überfüllten Massen-Unterkünften sind viele Flüchtlingskinder aus Syrien, dem Irak und Afghanistan jetzt in den Schulen angekommen. Während die Kinder die Schule mit ihrem strukturierten Ablauf oft als stabilisierenden Faktor erfahren, empfinden viele Lehrer die vielfältigen Probleme, die sie mitbringen, vor allem als sehr große Herausforderung.
„Sie sprechen gar kein Deutsch, haben zum Teil kaum Schulbildung, und einen ganz anderen kulturellen Hintergrund“, zählt Achim Nöhles, Leiter der Schule am Lerchenweg, auf. „Den Jungen fällt es schwer, zu akzeptieren, dass hier Gleichberechtigung herrscht. Sie fordern vorrangig Unterstützung ein und glauben, dass sie diejenigen sind, die Recht haben.“ Sie hätten es schwer, sich zurecht zu finden. Die anfangs sehr zurückhaltenden Mädchen indes blühten mit der Zeit richtig auf.
Ein weiteres Problem seien nicht aufgearbeitete Traumata: Wegen der Sprachbarriere sei es schwierig, zu ergründen, ob ein sehr scheues und zurückgezogenes oder ein im Gegenteil sehr aggressives und abweisend handelndes Kind mit diesem Verhalten auf belastende Erfahrungen reagiert. „Das erfordert eine intensive Verhaltensbeobachtung. Dank unseres multiprofessionellen Teams haben wir die Möglichkeit für die notwendige individuelle Zuwendung“, erklärt der Schulleiter Achim Nöhles.
Für zusätzliche Kurse „Deutsch als Zweitsprache“ steht der Schule eine halbe Integrationsstelle zur Verfügung. Seit dem zweiten Halbjahr müsse er diese Stelle jetzt zu den gut 25 Kindern ohne jegliche Deutschkenntnisse umlenken — zu Lasten des gesamten Systems. Und weil seine Klassen mit 30 Schülern ohnehin schon an der Kapazitätsgrenze sind, will er diese Kinder ab dem neuen Schuljahr jeweils zwei Stunden pro Tag aus ihren Klassen herausnehmen, um sie in „Seiteneisteiger-Gruppen“ separat in Deutsch zu unterrichten. Sogenannte „Internationale Klassen“ lehnt er aber ab, weil den Kindern „der gewohnte Kreis an Gleichaltrigen, mit denen sie gemeinsam lernen und spielen, erhalten bleiben soll.“
Auch die Hermann-Gmeiner-Schule, die im direkten Einzugsbereich der von der Stadt für die Flüchtlinge angemieteten Wohnungen liegt, verfügt nur über eine Integrationsstelle. „Die hatten wir wegen der vielen Schüler aus anden Kulturkreisen schon immer“, sagt Leiterin Claudia Ullenboom.
Von den 35 Kindern, die keine deutschen Sprachkenntnisse haben, sind aber nur fünf „echte“ Flüchtlinge. „Wider Erwarten“ laufe deren Integration sehr gut: „Sie beobachten ihre Mitschüler intensiv, gucken sich viel ab und fügen sich gut ein“, so Ullenboom. „Ihre“ Schüler empfingen die Kinder sehr offen und hilfsbereit. Um sich besser auf die neue Klientel einzustellen, nimmt das Kollegium an einem Projekt für interkulturelle Schulentwicklung („Sprachschätze“) teil.