Heime sollen Gütesiegel für Hygieniestandards erhalten
Gesundheitsamt des Kreises warnt vor den Gefahren der multiresistenten Erreger, speziell für alte und schwache Menschen.
Wunden, die nicht verheilen und in schlimmen Fällen dazu führen können, dass dem Patienten beispielsweise ein Bein amputiert werden muss, können durch multiresistente Keime (MRE) verursacht werden. Gerade ältere und schwache Menschen sind dafür besonders anfällig. Übertragen werden sie häufig in Krankenhäusern.
Die hohe Zahl an Infektionen (siehe Info-Box) ist auch für die Alten- und Pflegeheime im Kreis Mettmann ein großes Problem, sagt Dr. Rudolf Lange, Leiter des Kreisgesundheitsamtes.
Die Einrichtungen im Kreis seien zwar über das Konzept „Komet MRE“, das es seit etwa zwei Jahren gibt, informiert, sagt der Leiter. Doch einen flächendeckend eingeführten Standard mit einem Gütesiegel gebe es noch nicht. Ziel sei ein Netzwerk, in dem Krankenhäuser, Altenheime und Gesundheitsämter kooperieren. „Bisher gibt es punktuelle Ideen.“ Einen Schritt weiter sind die Uni-Kliniken und Gesundheitsämter im Raum Köln/Bonn, die ab August ein freiwilliges Qualitätssiegel für die Hygienestandards in Altenheimen verleihen. Das Konzept könne Vorbild für die Städte im Kreis Mettmann sein, jedoch sei der logistische Aufwand bei zehn Städten vergleichbar höher, merkt Rudolf Lange an.
Rosemarie Martini, Pflegedienstleiterin im Peter-Hofer-Haus
Für das Siegel untersuchen die Ämter strukturelle und betriebliche Voraussetzungen, aber auch Strategien im Umgang mit den Keimen. Hinzu kommen regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter.
Die gibt es im Langenfelder Hewag-Stift bereits. „Wir bieten routinemäßig zweimal im Jahr Schulungen an“, sagt Ulrich Hentsch, Leiter der Einrichtung. Neben der Hygiene spielt auch die Behandlung beim Hausarzt eine Rolle. Der soll nicht unbedacht Antibiotika verschreiben, wenn es andere Therapien gibt. Kommt ein Bewohner mit multiresistenten Keimen aus dem Krankenhaus, greift ein spezielles Verfahren, erklärt Hentsch.
So müssen andere Desinfektionsmittel benutzt werden und die Pflege wird aufwendiger — und auch teuerer. „Doch da inzwischen bis zu zehn Prozent der Bewohner nach einem Krankenhausaufenthalt mit Keimen besiedelt wieder ins Stift kommen, ist ihre Pflege inzwischen Routine“, bekundet er.
Im Baumberger Peter-Hofer-Haus werden betroffene Senioren isoliert, wenn ein multiresistenter Keim den Mund- und Rachenraum besiedelt hat. „Gerade an Demenz erkrankte Menschen leiden sehr darunter“, sagt Pflegedienstleiterin Rosemarie Martini. Die Pfleger müssten dann Schutzkleidung bei der Versorgung des Bewohners tragen. Kommt ein Bewohner aus dem Krankenhaus zurück, fragten die Mitarbeiter zuvor Ärzte und Schwestern, ob er an einem Keim erkrankt sei. „Das ist ein großer Einschnitt in das Leben unserer Senioren“, sagt Martini. Sie glaubt nicht, dass ein Qualitätssiegel die Situation verbessern kann.