Hilden: Bildband zeigt Schönheit, die schnell verblasst

Der Hildener Fotograf Josh Westrich ist dem Charme alter Rosen erlegen. Er hat schon zwei weitere Bildbände in der Hinterhand.

Hilden. Ein Foto-Termin mit Josh Westrich dauert unter Umständen 14 Tage. Der Hildener will sein Modell erst einmal kennen lernen, die Eigenheiten studieren. Er sagt: "Ich muss das Besondere erkennen." Dann, wenn der Künstler weiß, was er will, kommt die Kamera zum ersten Mal zum Vorschein.

Doch erst einmal schnappt die Gartenschere zu. Dann geht alles sehr schnell: Der 53-Jährige muss sein Foto machen, sonst ist alle Schönheit bald verblasst.

Josh Westrich macht Porträts von Blumen. Seine Leidenschaft sind alte Rosen. Darunter fallen Rosensorten, die - so eine gängige Definition - vor 1914 erstmals gezüchtet worden sind. Westrich ist fasziniert von diesen blühenden Relikten: "Alte Rosen haben einen ganz anderen Charme als moderne. Heute sind Rosen sehr perfekt und akkurat. Das gefällt mir weniger."

2000 Bilder mit den exotischen Gewächsen ruhen in seinem Archiv. Eine Auswahl davon hat er als Bildband mit 256 Seiten veröffentlicht. Die Texte dazu lieferte der französische Rosenexperte Francois Joyaux. Das Werk an sich ist in seiner Machart selbst ein Relikt.

Trotzdem, oder gerade deswegen, wurde es mit dem Deutschen Gartenbuchpreis 2010 ausgezeichnet. Bereits 2009 erhielt der kreative Kopf die "Silver Grenfell Medall" der "Royal Horticultural Societey".

Zehn Jahre lang war Westrich auf der Jagd nach den perfekten Blumenbildern. Doch wer Raritäten wie die Noisette-Rose, eine oft blühende Kletterrose, vor die Linse bekommen will, muss erst das Vertrauen der Gärtner erlangen, die sie züchten. Und das sind nicht viele. Westrich fotografierte daher nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz - einmal, für die Noisette-Rose, fuhr er sogar bis nach Rom.

"Der Leibarzt des Papstes hat dort einen privaten Rosengarten. Und ich durfte rein", erzählt der Fotograf. Das funktionierte nicht ohne die richtigen Kontakte. Die Pforten zu solch exotischen Gärten öffnete Westrich eine Bekannte, die Rosenliebhaberin Anny Jacob.

Der ein oder andere Züchter habe sich über Westrichs Arbeitsweise gewundert, "über den Typ, der da im Garten herumläuft und die Pflanzen beobachtet". Der Wecker klingelte stets in aller Frühe, nämlich dann, wenn die Rosen aufwachen. Die Fotos machte Westrich vor weißem Papier, analog im Format 6x7 Zentimeter. Diese "offene grafische Form" ist dem Hildener für seine Blumenfotos die liebste. "Dann lenkt nichts weiter ab."

Alte Rosen sind nur ein Steckenpferd des gelernten Kommunikations-Designers. Er hat schon zwei weitere Bildbände in der Hinterhand.

Titel: "Alles außer Rosen" I und II. Nur ein Verlag fehlt noch. Auf jeden Fall veröffentlicht wird im September ein Bildband mit ungewöhnlichen Kränzen, gebunden von der Hildenerin Margarete Janke. Sie hat Hagebutten, Ginkgo oder Brombeeren durch Handarbeit in kreisrunde Form gebracht. Solche Kränze verwelken in wenigen Stunden - aber auf Westrichs Bildern leben sie weiter.