Hilden: "Musik zum Augen schließen"

Musik: Mit der Internationalen Jazznacht fanden die 15. Jazztage ihren Höhepunkt.

Hilden. Nahezu stoisch steht Ack van Rooyen im rot-grünen Licht auf der Bühne, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Sein Flügelhorn, das einer Trompete ähnlich ist, hält er mit einer Hand. Der 80-Jährige, der am Samstag mit seinem Quintett bei der International Jazz Night, dem Höhepunkt der Jazztage, aufspielte, lauscht seinen Kollegen, bis er den nächsten Einsatz hat.

Dann nimmt er das goldene Instrument wieder nach vorne und legt alle Energie in Atmung und Finger, um das nächste Solo anzusetzen - und die Töne sprudeln spielerisch nur so hervor. "Über Van Rooyen kann ich nur staunen. Vielleicht hält ihn die Musik so fit?", fragt sich eine Zuhörerin.

Das Van Rooyen Quintett, das unter anderem aus dem 58-jährigen Saxophonisten und Klarinettisten John Ruocco besteht, begeisterte die mehr als 600 Gäste in der Stadthalle ebenso wie die klassische Jazzsängerin Roberta Gambarini.

Gehüllt in ein edles schwarzes Abendkleid, nahm die zierliche Italienerin ihr Publikum von Beginn an mit auf eine Reise. Bemerkenswert: Ihr Konzert begann gleich mit einem Solostück. Vor allem bei sanften Nummern wie "Poor Butterfly" oder "Crazy" konnte sich jeder Gast fühlen, als säße er in einem verrauchten New Yorker Club, und Gambarini sänge für ihn persönlich. "Das ist Musik zum Augen schließen und träumen", sagt Konzertgast Sebastian Imbusch begeistert. Wenn Gambarini, die auch auf italienisch singt, dann aber ihre Soli vorträgt und mit ihrer Stimme den Raum füllt, ist die Spannung im Publikum zu spüren - schon ein Räuspern wäre störend.

Bis weit in die Nacht spielte dann der dritte Akt des Abends. Dem polnischen Wlodzimierz Nahorny Sextett fiel allerdings die Ungnade des letzten Auftritts zu, so dass sich bei ihrem Beginn gegen 23.15 Uhr bereits merklich die Reihen gelichtet hatten.

Nichtsdestotrotz boten die aus drei Musikergenerationen stammenden Künstler unter dem Titel "Chopin goes Jazz" eine Zusammenstellung von Stücken des polnischen Komponisten, die in Jazzstücke umarrangiert worden waren. "Beim doppelten Jubiläum - 200 Jahre Frederic Chopin und der 15. Hildener Jazztage - lag es auf der Hand, dass wir etwas mit Chopin anbieten", sagt Veranstalter Peter Baumgärtner, der auch für die Moderation sorgte. Mit dem Verlauf der Jazztage war er mehr als zufrieden: Über 6000 Besucher konnten insgesamt gezählt werden.