Hilden: Der Norder hat keen Tied

Die dritte Auflage des Buches von Walter Schorn und eine CD sind erschienen.

Hilden. Als Hilden noch ein Kaff (kleines Dorf) war, hat jeder Köttel (kleines Kind) en Heldener Platt jekallt. Hochdeutsch war verpönt. Das hat sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg geändert. Seither ist so mancher baff (sprachlos), wenn ihm die alte Mundart begegnet. So mancher versteht es zwar noch, datt Heldener Platt, doch kaum einer spricht es und schreibt es schon gar nicht.

Damit die Mundart nicht ganz in Vergessenheit gerät, gibt der Museums- und Heimatverein von Zeit zu Zeit kleine Büchlein mit "Ditt on datt en Heldener Platt" heraus. Die erste Auflage mit Vertellschtöckes (kleine Geschichten) erschien 1987.

Vier Jahre später kam eine zweite, erweiterte Auflage heraus, und die dritte Auflage liegt nun druckfrisch vor. Es ist eine Gedenkausgabe für den am 31. Mai 2007 im Alter von 98 Jahren verstorbenen Autor Walter Schorn. Aus seiner Feder stammen die 70kurzen Geschichten, in denen er Anekdoten und Kindheitserinnerungen schildert.

Schorn ist om Kliew (Kleef) im Hildener Norden aufgewachsen. Dort handeln die meisten seiner Vertellekes. Darum schreibt er auch in der etwas härter klingenden Hildener Mundart, wie sie nördlich der so genannten Benrather Linie am Niederrhein gesprochen wurde. Diese Linie zieht sich quer durch die Stadt, denn das aule Kaff Hilden lag auf der Grenze von gleich drei Platt-Dialekten. Die Süder haben kölsche Einflüsse übernommen und im Osten macht sich das bergische Platt der Solinger bemerkbar. Die Unterschiede sind klein, aber fein: "Ech han keen tied" sagt der Norder, wenn er keine Zeit hat. Beim Süder heißt es: "Ech han keen zick".

Mehr als fein sind die Unterschiede zwischen der zweiten und der Gedenkausgabe des Mundart-Büchleins. In der Neuauflage hat Werner Kirchhoff die Texte von Schorn ins Hochdeutsche übersetzt. Zu zehn Vertellschtöckes hat Hannelore Reffgen jeweils eine Karikatur gezeichnet. Dazu gibt es einen kleinen Lehrgang für Hildener Platt von A bis Z und die CD "Wattr nit saat. . . .". Darauf sprechen Richard Odendahl, Anneliese Roth, Bodo Volmer und Robert Wilms die Mundart-Texte von Schorn. Auch der Autor selbst kommt dabei zu Wort. Alle Sprecher waren Mitglied im Heimatverein und sind mittlerweile verstorben. Für die CD mussten deshalb alte Tonbandaufnahmen überspielt werden. "Mr mott sesch te hölpe wiete", hätte Schorn wohl gesagt.