Hilden: Ein Fall für die Abrissbirne?
Die seit Monaten leer stehenden Häuser an der Schulstraße 9 und 11 werden vermutlich durch einen Neubau ersetzt.
Hilden. Der Einzelhandel in Hilden boomt. Und zwar so sehr, dass man sich vor der Konkurrenz aus der Nachbarschaft nicht fürchten muss. Mehr noch: Hilden befindet sich, was das Einkaufsvergnügen angeht, sogar auf Augenhöhe mit der Kö in Düsseldorf. Das zumindest belegen die neuesten Zahlen, die den städtischen Wirtschaftsförderern vorliegen. Demnach verfügt Hilden über einen Kaufkraftindex von 114,1. Zum Vergleich: Im reichen Langenfeld beträgt die Kennziffer gerade mal 112,2 Punkte, im Bundesdurchschnitt sind es sogar nur 100 Zähler.
Zu verdanken hat Hilden diesen Topwert vor allem der Mittelstraße mit ihren zahlreichen kleinen und großen Läden. Sie locken Kunden sogar aus den umliegenden Städten an. Doch abseits dieser Hauptachse sieht es nicht überall so rosig aus. Beispiel Schulstraße: Seit Monaten stehen die Hausnummern 9 und 11 leer. Zuletzt waren dort die Musikschule Mewes und der Stadtgrill untergebracht.
Zwar wird im Stadtplanungsamt versichert, dass die zugeklebten Scheiben kein Dauerzustand seien. Doch wann sich endlich etwas Sichtbares tut, vermochte niemand zu sagen. Die Passanten jedenfalls drücken sich immer wieder die Nase platt und versuchen, einen Blick nach drinnen zu erhaschen.
"Was wir wissen, ist, dass das Erdgeschoss weiterhin als Geschäftsfläche vorgesehen ist", sagt der stellvertretende Leiter des Planungsamtes, Lutz Groll. "Allerdings sollen dort nicht mehr zwei Läden unterkommen, sondern es soll nur noch einer sein." Oben drüber, so Groll weiter, "wird wohl auch künftig gewohnt". Aktuell seien in den beiden Gebäuden "offiziell noch insgesamt acht Personen mit erstem Wohnsitz gemeldet".
Ob sie bei einem Teilabriss ausziehen oder nicht? "Genaueres kann ich nicht sagen, denn die beiden Häuser befinden sich in Privatbesitz." Und der Eigentümer ist - wie auch die WZ mehrfach erfahren musste - nur schwer bis gar nicht zu erreichen.
Ob die Gebäude nur saniert werden sollen, müsse ebenfalls abgewartet werden. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass auch diesen Häusern die Abrissbirne droht - so wie bereits dem alten Ratskeller, dem alten Kaufhaus Schnatenberg, der alten Sparkasse oder bald der Alten Messingstange. "Wobei", betont Groll, "der Eigentümer natürlich nicht schalten und walten kann, wie er will."
So gebe es einen rechtskräftigen Bebauungsplan, an den er sich halten müsse. "Schließlich muss sich das Ganze auch aus stadtplanerischer Sicht ins Gesamtbild einfügen. Der Bebauungsplan aus dem Jahr 1980 sieht dort ein Kerngebiet vor." Zur Erklärung: Ein Kerngebiet ist ein Baugebiet, in dem laut deutscher Baunutzungsverordnung vorwiegend Handelsbetriebe, Gastronomie und zentrale Einrichtungen der Wirtschaft und der Verwaltung sowie Wohnungen angesiedelt sind. Das Kerngebiet ist also meist mit der Innenstadt identisch.
Direkt gegenüber der Hausnummern 9 und 11 befindet sich aus Sicht der Stadtplaner ein weiteres Sorgenkind: Nachdem das Ladenlokal an der Schulstraße 18 in den vergangenen Jahren gleich mehrfach die Pächter wechselte und zwischenzeitlich auch schon komplett leer stand, residiert aktuell "Die kleine Meile" dort - ein Indoor-Trödelmarkt für Groß und Klein.