Hilden: Lehrer bereiten sich auf Kulturkonflikte vor

Projekt: Pädagogen beschäftigen sich mit dem Thema „Unterricht für muslimische Kinder“.

Hilden. Was sollten Lehrer wissen, wenn sie muslimische Kinder unterrichten? Diese Frage hat sich die Stadt Hilden jetzt im Rahmen ihres Integrations-Projekts "LernTUMdenken" gestellt. Die Stadt möchte Lehrer besser auf Situationen vorbereiten, in denen Kulturen kollidieren. Die beiden jeweils zweitägigen Seminare finden im September statt. Trotz der Ferienzeit ist bereits die Hälfte der Plätze für die noch dazu freiwillige Veranstaltung gebucht.

"Die Rechte und Pflichten von Kindern können in verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich sein", sagt Jugendamtsleiterin Noosha Aubel.

So hätten Kinder aus muslimischen Familien eine größere Narrenfreiheit. "Jungs werden dann schnell als kleine Paschas wahrgenommen, die sich speziell von Frauen nichts sagen lassen. Das ist in unserem frauenlastigen Bildungssystem ein Problem", sagt Aubel.

Ein weiteres bekanntes Problem, das Lehrer in Hilden immer wieder beschäftigt: Eine Klasse fährt auf Klassenfahrt, und ein muslimisches Mädchen darf nicht mit. In jüngster Zeit gibt es außerdem Schwierigkeiten durch das Schulmittagessen in den Ganztagsschulen. Für streng gläubige Familien ist es wichtig, dass das Essen nach bestimmten Prinzipien zubereitet wird und halal, also rein, ist. "Das sind alltägliche Probleme. In der Lehrerschaft wurde bereits der Wunsch geäußert, einen interkulturellen Zirkel zu gründen, in dem man sich austauschen kann", erklärt die Jugendamtsleiterin.

Erste Anhaltspunkte sollen die Seminare im September liefern. Das Projekt "LernTUMdenken" der Stadt Hilden wird von der Europäischen Union im Rahmen eines Integrations-Programmes gefördert. Insgesamt stehen 30 000 Euro zur Verfügung.

Neben den Lehrer-Seminaren plant die Stadt Elternabende. Grundsätzlich geht es darum, Beratungsangebote für Familien mit Migrationshintergrund anzupassen und diese stärker auf bestehende Angebote aufmerksam zumachen.