Hilden will Hürden abbauen

Die Stadt verpflichtet sich, die Belange Behinderter künftig jederzeit zu berücksichtigen.

Hilden. Es fehlt noch das "Ja" der Politik, dann ist der Behindertenbeirat kein Bittsteller mehr. Bisher ist der Beirat zwar schon an vielen Planungen beteiligt, dabei aber auf das Wohlwollen von Politik und Verwaltung angewiesen, damit seine Vorschläge umgesetzt werden. Am 1. Januar soll eine Zielvereinbarung mit der Stadt in Kraft treten, die zwingend vorschreibt, die Belange der Behinderten zu berücksichtigen. Von der Vereinbarung profitieren auch ältere Menschen und Mütter mit Kinderwagen, für die eine barrierefreie Stadt ebenfalls eine Erleichterung ist.

"Die Stadt Hilden verpflichtet sich..." So beginnen alle zwölf Punkte der Vereinbarung, deren Einhaltung vom Behindertenbeirat kontrolliert wird. Dabei geht es nicht allein um die bessere Erreichbarkeit öffentlicher Gebäude. Die Hürden für ein eigenständiges Leben liegen im Detail. Und die werden von Nicht-Behinderten oftmals übersehen.

Zum Beispiel Gehwege: Sind sie zu schmal, können sie von Rollstuhlfahrern (und Kinderwagen) nicht genutzt werden. Die Vereinbarung sieht deshalb vor, dass sie künftig mindestens 1,30 Meter breit sein müssen. Oder welcher "Fußgänger" macht sich Gedanken darüber, ob die Fahrpläne an Bushaltestellen für Rollstuhlfahrer zu hoch hängen?

Mit der Vereinbarung geht die Stadt über das Behindertengleichstellungsgesetz hinaus. "Damit wird nicht nur in Hilden Neuland betreten", so Sozialdezernent Reinhard Gatzke: "Erstmalig verpflichtet sich eine Stadt in Nordrhein-Westfalen so weitgehend zur Schaffung besserer Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderung." Dazu gehört beispielsweise auch die größere Schrift auf Vordrucken, die bessere Lesbarkeit der Internetpräsenz sowie geräumigere Wartehäuschen an Haltestellen.

Auch bisher sei Hilden behindertenfreundlich und -gerecht gewesen. Doch nichts ist so gut, dass es nicht verbessert werden kann. Und Fehler können immer passieren. Wie bei der Renovierung des Sportplatzes an der Hoffeldstraße. Den können Rollstuhlfahrer ohne Hilfe nur durch den Hintereingang erreichen, weil am Haupteingang eine Treppe den Weg zum Spielfeld versperrt. Hätten die Planer seinerzeit an den barrierefreien Zugang gedacht, wäre er ohne großen finanziellen Aufwand machbar gewesen. Richtig teuer würde es aber, sollte der Zugang nachträglich umgebaut werden. Gleichwohl: "Barrierefreiheit ist nicht kostenlos zu haben", so Gatzke.