Höchste Zeit für eine neue Stadtchronik
Rolf Gassen hat die Fortschreibung der „Stadtgeschichte Langenfeld“ vorgeschlagen.
Langenfeld. Wer sich über Langenfelds Vergangenheit bis hin zu den Urzeiten interessiert, greift zu der von Rolf Müller verfassten „Stadtgeschichte“. Doch das 1008 Seiten starke Buch ist bereits 24 Jahre alt und so quasi selber schon Geschichte — sprich: Es ist in einigen Passagen lückenhaft oder nicht auf dem neuesten Stand. In einem Bürgerantrag an den Stadtrat fordert Rolf Gassen, die 1992 verfasste Chronik Langenfelds fortzuschreiben und in einem neuen Gesamtwerk zu veröffentlichen. „Nach einem Vierteljahrhundert und somit einer Generation ist das dringend geboten“, sagt der ehemalige Ratsherr.
„Erstens hat sich seither vor allem die Innenstadt vollkommen verändert“, begründet Gassen seinen Vorstoß. Zweitens habe sich Langenfeld durch Zuzug, neue Wohn- und Gewerbegebiete sowie kulturell und sportlich enorm entwickelt. Und drittens könnten durch jüngere Forschungen von Lokalhistorikern etwa zur Zeit des Nationalsozialismus manche Kapitel in Müllers Stadtchronik fundiert überarbeitet und ergänzt werden.
„Grundsätzlich ist Gassens Idee sicher nicht verkehrt“, sagt Günter Schmitz. Der von ihm geleitete stadtgeschichtliche Arbeitskreis der Volkshochschule hat in mehreren Bänden die NS-Jahre und auch die Nachkriegszeit dokumentiert, Schmitz selber erforscht die Geschichte und das Schicksal der Langenfelder Juden. Als Studiendirektor i.R. Müller im Auftrag der Stadt Langenfeld 1984 mit seiner Arbeit an der Stadtchronik begann, standen ihm diese Forschungsergebnisse noch nicht zur Verfügung, betont Schmitz. „Gleichwohl ist Müllers fundiertes Werk weiterhin sehr wichtig für Geschichtsinteressierte. In Monheim zum Beispiel wird ja jetzt erst an solch einer umfassenden Darstellung gearbeitet.“
Rund 250 000 Mark hatte sich die Stadt seinerzeit die Aufarbeitung der Geschichte durch Müller und dessen Redaktionsteam kosten lassen — und bei der Veröffentlichung 1992 gehofft, dieses Geld durch den Bücherverkauf wieder hereinzuholen. Im Stadtarchiv ist der Wälzer nach wie vor erhältlich; für 20 Euro wird er laut Archiv- und Stadtmuseumschefin Dr. Hella-Sabrina Lange auch immer wieder mal gekauft.
„Stadtgeschichte entwickelt sich immer weiter“, betont Lange. Eine grundlegende Überarbeitung der Chronik sei wünschenswert, indes sehr aufwändig. So argumentiert auch Volkshochschulchefin Juliane Kreutzmann. „Das Ansinnen ist gut, das Thema drängt aber nicht. Ergänzend zu Müllers Buch gibt es ja die Jahresbücher des Geschichts-Arbeitskreises und archivierte Zeitungen. Am Ende ist das eine Frage der Finanzierung und der Kapazitäten.“