In der Ambulanz ist Geduld gefragt

Dehydriert, überzuckert, hoher Blutdruck. Ein 80-Jähriger musste dennoch zwei Stunden auf seine Behandlung warten.

Foto: Matzerath

Langenfeld. Ist das Personal des Langenfelder St.-Martinus-Krankenhauses überlastet? Ist die Schließung des Monheimer Krankenhauses schuld daran, dass die Ambulanz aus allen Nähten platzt? Diese Fragen stellt sich Benjamin B., nachdem er seinen 80-jährigen Vater an einem Vormittag vergangene Woche per Rettungsdienst — aber ohne Notarzt — in die Klinik hatte einliefern lassen, wie er in einem Leserbrief an die Redaktion schreibt. „Er war überzuckert, dehydriert, litt unter einem massiven Bluthochdruck und war vollkommen instabil“, schreibt der Sohn.

Aus seiner Sicht eine lebensbedrohliche Situation. Aber nach zwei Stunden befand sich sein Vater immer noch im Wartebereich der Ambulanz. „Er wurde bis dahin nicht medizinisch versorgt und war dem Zusammenbruch nahe“, so B.. Als er dann endlich aufgerufen wurde, habe er eine Verantwortliche des Pflegepersonals gefragt, ob es normal sei, dass mit dem Rettungsdienst eingelieferte Patienten zwei Stunden warten müssten. Diese habe entgegnet: „Ja, das ist normal.“

Dann sei er Zeuge geworden, wie ein Mittachtziger per Rettungswagen eingeliefert wurde. „Dieser Herr war kaum ansprechbar und stark dehydriert. Seine Sauerstoffsättigung war schlecht“, so B.. Und auf die Frage der Sanitäter, was er mit dem Patienten machen solle, habe es seitens einer Schwester geheißen: „Schieb ihn erstmal auf den Flur!“ Diese offenkundige Überlastung der Notaufnahme betrachte er als „grob fahrlässig“, schreibt B. weiter. Das Personal arbeite offenbar „am Limit“. Die Verantwortlichen nähmen in Kauf, dass Patienten dem Sparzwang zum Opfer fielen. Die Ursachen der Misere seien eigentlich hinreichend bekannt, sagt Pflegedirektorin Maria Wittke.

„Das Patientenaufkommen in allen Ambulanzen ist stark gestiegen. Es kommen auch viele zu uns, die keine echten Notfälle sind, die auch zu einem niedergelassenen Arzt gehen könnten.“ Priorität bei der Abarbeitung der Fälle hätten diejenigen Patienten, die aufgrund ihrer akuten Symptome wirklich schnellstmöglich behandelt werden müssen. Überdies gebe es ein Klassifizierungssystem, das bei der Ankunft des Patienten festlegt, in welchem Zeitraum er von einem Arzt gesehen und untersucht werden muss. Dadurch entstehen für die nicht so schweren Fälle unter Umständen längere Wartezeiten, da immer wieder „echte Notfälle“ vorgezogen werden. Im konkreten Fall sei der Patient sofort begutachtet worden und anhand seiner aktuellen Beschwerden einer entsprechenden Dringlichkeitsstufe zugeordnet worden. Auch wenn ein Patient mit dem Rettungswagen angeliefert werde, werde diese Einstufung vorgenommen. Schon manche Transporte seien aber nicht immer gerechtfertigt. Dennoch sei es nachzuvollziehen, dass gerade ältere Menschen wegen ihrer Beschwerden so verängstigt seien, dass sie den Krankenwagen riefen.

Insgesamt lege das St.-Martinus-Krankenhaus Wert auf eine gute personelle Ausstattung der Ambulanz, diese habe an diesem Tag dem Standard entsprochen, versichert Wittke. 5159 Einsätze leistete der Monheimer Rettungsdienst in 2016, sagt Torsten Schlender, stellvertretender Wachleiter. „Die Zahl der Transporte steigt landesweit. Die Hemmschwelle, den Krankenwagen anzurufen, ist deutlich niedriger als früher“, sagt er. Er könne nicht bestätigen, dass die Ambulanz des Richrather Krankenhaus einen überlasteten Eindruck macht. Grundsätzlich sei die Besatzung in der Lage, anhand der Vitalparameter wie Blutdruck, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung zu erkennen, ob der Gesundheitszustand des Patienten kritisch ist. In dem Fall würde ein Notarzt hinzugerufen. Entsprechende Informationen würden natürlich bei der Einlieferung eines Patienten mitgeteilt.