Kakerlaken im Flüchtlingsheim

Ein Rundgang im Übergangsheim an der Kölner Straße brachte „katastrophale Zustände“ ans Licht.

Langenfeld. Gerti Laßmann sagt es ohne Umschweife: „So miserabel wie in Langenfeld ist die Situation in den Flüchtlingsunterkünften nirgendwo.“

In der vergangenen Sitzung der Arbeitsgemeinschaft (AG) Flüchtlinge, der Mitglieder des Integrationsrats angehören, sei die Situation der Flüchtlingsunterkünfte wieder Thema gewesen, so die Grünen-Politikerin und ehemalige Sozialarbeiterin im WZ-Gespräch.

Der Rundgang durch die Unterkunft an der Kölner Straße, in der zurzeit 80 Menschen aus 15 Nationen untergebracht sind, sei ernüchternd, wenn nicht gar schockierend gewesen. Dreckige Toiletten, lose Steckdosen, schmutzige und abblätternde Mauern in der Küche seien da nur die geringsten Probleme.

„Es gibt zurzeit nur eine Dusche für Männer und Frauen“, sagt Laßmann. „Und als wir durch den Hof gingen, auf dem die Kinder spielen, sahen wir nur überall die Ratten herumflitzen. In den Wohnungen gibt es Kakerlaken.“

Gisela Kuhrig, die seit 21 Jahren eine von zwei Honorarkräften in der Unterkunft Kölnerstraße ist, kennt die Zustände gut und weiß, wie einige der Probleme entstehen: „Viele Bewohner entsorgen ihren Müll nicht direkt, sondern lagern ihn im Flur. Das zieht natürlich Ungeziefer an.“ Vier Stunden in der Woche arbeitet Kuhrig offiziell, 16 Stunden im Monat. Sie arbeitet jedoch mehr als doppelt so viel, Überstunden bekommt sie nicht bezahlt.

Einen fachlich ausgebildeten Sozialarbeiter mit direktem Draht zum Jugendamt wünscht sich der Arbeitskreis Flüchtlinge — allen voran Gerti Laßmann. Denn auch die Kinder seien nicht ausreichend betreut.

„Viele Kinder haben auch lange nach ihrer Zeit in der Unterkunft noch psychisch an den Bedingungen zu knabbern“, sagt Laßmann. Das Jugendamt sei so gut wie gar nicht integriert. Nur in absoluten Notfällen komme jemand.

„Alles in bester Ordnung“, kommt die Stellungnahme aus dem Rathaus. Marion Prell, erste Beigeordnete und Fachbereichsleiterin für Ordnung und Soziales: „Das sind eben Flüchtlingsunterkünfte.

Ich sehe da keinen Bedarf nach mehr Personal und habe dieses Signal auch noch nicht von den eingesetzten Honorarkräften bekommen.“ Ein Hausmeister kontrolliere die Unterkünfte regelmäßig und berichte der Stadt, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist.

Nicht nur die äußeren Lebensumstände sind nach Meinung der AG Flüchtlinge katastrophal. „Diese Menschen haben keinerlei Perspektiven. Die Verfahren zu Asylbewerberantrag dauern manchmal bis zu vier Jahre. So lange haben die Menschen keine Arbeitserlaubnis. Darüber werden sie psychisch krank.“

Laßmann begrüßt die Überlegung der Bundesregierung, den Asylbewerbern schon nach einem Jahr die Möglichkeit zum Broterwerb zu bieten. Doch auch danach sei ihre Existenz in Deutschland mehr als ungewiss, so Laßmann weiter. Sie sieht in Langenfeld das große Problem des mangelnden sozialen Wohnungsbaus. „Viele Bewohner der Unterkünfte sind gezwungen, auch noch nach dem erfolgreichen Antrag in der Flüchtlingsunterkunft zu bleiben, weil sie keine Wohnung finden, die sie sich leisten können“, sagt sie.

Die Arbeitsgemeinschaft hält eine dezentrale Unterbringung nach Vorbild Leverkusens für nötig. „Wir werden das auch weiterhin im Sozialausschuss thematisieren und auch in die Haushaltsverhandlungen fürs nächste Jahr einfließen lassen“, sagt Gerti Laßmann.