Kierdorf-Kündigung: Kritik an Zimmermann

Auf der Beiratssitzung der Volkshochschule musste sich der Bürgermeister eine Menge anhören.

Monheim. Fast 30 Personen drängen sich in Raum 19, wo sonst Deutsch für Ausländer gelehrt wird. „So viele waren wir noch nie“, sagt Holger Radenbach (Peto) und meint damit die Sitzungen des VHS-Beirats, dem er vorsitzt. Zwei Tage, nachdem Bürgermeister Daniel Zimmermann (Peto) die fristlose Entlassung des langjährigen Leiters der Volkshochschule bekanntgab, war der Andrang zu erwarten. Ebenso, dass Wilfried Kierdorf (60), obgleich noch nicht rechtskräftig gefeuert, der Sitzung fernbleiben würde.

Auf seinem Platz sitzt nun sein Vize, der neue „Kommissarische Leiter“, Gerhard Bukow (31). Auch Zimmermann, sonst nicht beiratspräsent, ist gekommen. Und zehn Gewerkschafter von Verdi, zum Teil in bedruckten T-Shirts: „Was kommt als nächstes?“, „Muss man Angst haben?“, Meinungsfreiheit?“ halten sie dem Bürgermeister vor.

Wie spannungsgeladen die Lage an diesem Abend ist, darüber kann auch die aufgesetzte Lockerheit des Beiratsvorsitzenden nicht hinwegtäuschen. „Herzlich willkommen und viel Spaß“, begrüßt Holger Radenbach (34) ein neues Beiratsmitglied aus seiner Peto-Fraktion, die mehr als doppelt so viele Beiratssitze besetzt als die anderen Fraktionen zusammen. Spaß? Schon über die Tagesordnung geraten Zimmermann und der SPD-Vertreter Norbert Friedrich aneinander. Friedrich beantragt einen eigenen Tagesordnungspunkt zum Fall Kierdorf. „Nicht zulässig, da können Sie sich auf den Kopf stellen“, wehrt Zimmermann das Ansinnen mit Verweis auf „fehlende Eilbedürftigkeit“ ab. Dabei ist er gar kein Beiratsmitglied. Verdi-Mitglied Karl Essl ist es auch nicht. „Der Bürgermeister fürchtet offenbar die offene Aussprache“, ruft der Monheimer in die Runde hinein.

Also bleibt es nach ein paar Themen (Kursstatistik, Rezertifizierung etc.) bei einer „Mitteilung“. „Es gibt eine ganze Reihe von Unstimmigkeiten, die sich zwischen der Verwaltung und Herrn Kierdorf ergeben haben“, sagt Zimmermann. Einzelheiten dürfe er wegen dessen „Persönlichkeitsrechten“ nicht nennen. Friedrich wirft ihm darauf „Vorverurteilung“ vor. Gereicht hätte eine Suspendierung, um die Vorwürfe zu prüfen. Zimmermann entgegnet, dies sei in einem Anhörungsverfahren geschehen: „Das Vertrauensverhältnis zwischen Herrn Kierdorf und mir ist derart beschädigt, dass eine Rückkehr in seine Funktion nicht möglich erscheint.“

Dies gelte auch für den Fall, dass sich die Kündigung nach zwei oder drei Gerichtsverfahren als unwirksam herausstellt. Das erste setzte Zimmermann selbst in Gang, indem er beim Verwaltungsgericht gegen die Nicht-Zustimmung des Personalrats zur fristlosen Kündigung des zum 1. Juli gewählten Personalratsmitglieds Kierdorf klagte. Das zweite Verfahren dürfte dieser vor dem Arbeitsgericht anstrengen, ein mögliches drittes — wegen einer von der Stadt vorgesehenen ordentlichen Kündigung — ebenfalls.

Dem Bürger Karl Esser platzt da der Kragen: „Das heißt, dass Kierdorf unbeschäftigt weiterbezahlt wird. Ich habe was dagegen, wenn mein Steuergeld zum Fenster hinausgeschmissen wird.“ Auch nach Einschätzung von Verdi-Mann Lothar Reitzer könnte es darauf hinauslaufen: „Der Bürgermeister ist mit der Kündigung eines Mitarbeiters, dem die Verwaltung selbst hohe Kompetenz bescheinigte, auf dem Holzweg.“ Zimmermann versichert hingegen, Kierdorf „nicht einen Euro“ Abfindung bezahlen zu wollen. Dafür sei sein Fehlverhalten zu immens. Für den in seinen Augen unwahrscheinlichen Fall, dass ihm die Gerichte einen Strich durch die Kündigung machen, werde er ihn an anderer Stelle in der Verwaltung einsetzen.