Langenfeld: Bravo-Rufe für das Wunderkind
Judith Stapf und die „Jugend musiziert“-Gewinner begeistern.
Langenfeld. Das gewaltige Orchester hetzt die Violine wie ein Löwe das Reh - Eröffnung von Mendelssohns Violinkonzert E-Moll. Die Gejagte spielt in der Richrather Lukaskirche die zwölfjährige Violinistin Judith Stapf aus Rheinbach bei Bonn. Bis zum Ende des Stücks verkörpert die Solistin mit der sich auflösenden Pferdeschwanzfrisur den Tod des Individuums und seine strahlende Wiedergeburt in ein neues Leben.
Mit grandiosem Applaus, "Bravo!" und Gejohle feiert das Publikum in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche die junge Geigerin und den Höhepunkt des Frühlingskonzerts von "Concerto Langenfeld".
"Ich bin hin und weg", fasst Zuhörer Markus Zeitler (32) sein Konzerterlebnis zusammen. Der Langenfelder hatte aus der WZ vom Konzert erfahren. Er spielt selbst Violine, hatte geglaubt, dass Stapf, Jungstudentin an der Kölner Musikhochschule und vielfache Preisträgerin bei "Jugend musiziert", allenfalls Ausschnitte aus dem anspruchsvollen Stück spielen würde: "Für mich steht fest, dass Judith Stapf die neue Anne Sophie Mutter ist. Wenn die keinen Erfolg hat, höre ich auf zu spielen."
Das hervorragende Laienorchester "Concerto Langenfeld" ist für Dirigent Ernst von Marschall vergleichbar mit einer Bürgerstiftung des 19.Jahrhunderts. Kaufleute, Künstler, Selbstständige und Rentner - Mitspieler aus allen Berufen und Altersklassen machen die Musik, die sie lieben. Ihre unterschiedliche Herkunft zeigen die Mitglieder bei den Auftritten: Manche spielen im Hemd oder Pullover, andere fühlen sich im Anzug wohler.
Seit seiner Vereinigung mit dem Streichorchester der Musikschule 1997 hat Concerto eine besondere Beziehung zu den jugendlichen Musikern Langenfelds. So bestreiten die Gewinner von "Jugend musiziert" den Mittelteil des Konzerts: Pascal Lenski (12) an der Trompete mit seinem Klavierbegleiter Maximilian Skerhut (15) und das Ensemble aus Hannah Biermann (14), Laura Sanders (15), Ralf Grutza (14) und Kevin Weyand (15) mit Zupfinstrumenten.
Im "Concerto" waren bis zum vergangenen Jahr feste Mitgliedschaft und wöchentliche Proben die Regel. Das passte immer weniger zum Alltag der Mitglieder, und so stellte das 1948 gegründete Orchester auf Projektarbeit um. Wer sich dauerhaft binden mag, tritt ein, die anderen spielen nur bei den Proben des jeweils aktuellen Vorhabens.