Langenfeld: Chronik - Eine Zeitreise in die 1930er-Jahre
VHS-Arbeitskreis hat sich mit dem Jahr 1937 beschäftigt.
Langenfeld. Theodor Breuer, Pastor der katholischen Gemeinde St. Martin Richrath, beklagt in seiner Pfarrchronik: Die sieben Glockenmotoren der Kirche konnten 1937 nicht neu gewickelt und in Ordnung gebracht werden, weil die Handwerker den dazu notwendigen Kupferdraht nicht beschaffen konnten.
Im Sommer des gleichen Jahres notiert er, dass die Lebensmittel knapp zu werden beginnen. Das sind nur zwei von ungezählten Beispielen, die der VHS-Arbeitskreis Geschichte herausgefunden und in der "Langenfelder Geschichte 1937" veröffentlicht hat.
Gestern wurde das 386 Seiten starke Werk von VHS-Chefin Juliane Kreutzmann, dem Leiter des Arbeitskreises, Günter Schmitz, und mehreren der elf ehrenamtlichen Hobby-Historikern vorgestellt. Kreutzmann sprach von einer wertvollen Dokumentensammlung zur Aufarbeitung der Geschichte Langenfelds.
Schmitz wies darauf hin, dass die Jahre 1936 und 1937 Blütezeiten der NSDAP und die Menschen einigermaßen zufrieden waren, da es noch keine Kristallnacht und keinen Krieg gegeben habe. Wie sich jedoch auch in Langenfeld der Druck auf jüdische Bürger auswirkte, lässt sich am Beispiel von Doktor Hugo Zade belegen, dessen Arztpraxis boykottiert wurde.
Er zog mit seiner Frau und Tochter nach Köln. Die Familie wurde später nach Lodz deportiert und schließlich in Auschwitz ermordet.
Vermeintlicher "Glanzpunkt" sei 1937, so die Chronik, die Ernennung der Weberei Becker& Bernhard zu einem der ersten NS-Musterbetriebe im Reich gewesen. Dabei spielten soziale Einrichtungen für die Belegschaft wie Kantine oder Sportplatz eine wesentliche Rolle.
Langenfeld zählte 1937 etwa 16800 Einwohner, davon 1236Insassen der Anstalt Galkhausen, der heutigen Rheinischen Landesklinik. Es gab Vorstellungen von 25000 Einwohnern in einer "Wohn- und Gartenstadt" Langenfeld - Prognosen, die längst übertroffen wurden.
“ Die Langenfelder Chronik wurde in einer Auflage von 200 Exemplaren gedruckt. Sie ist zum Preis von acht Euro in der Geschäftsstelle der VHS im Rathaus, Zimmer 005, und bei der Bücherecke, Hauptstraße 62, erhältlich.