Langenfeld: Die kleine Kneipe in Lettland

Die Schauspieltruppe der Musikschule entführte das Publikum auf eine Reise nach Riga.

Langenfeld. In "Karlis kleiner Kneipe" geht’s hoch her: Lettische Volkstänze, eine Busreise nach Riga und traditionelle Musik. Was die Theaterlaientruppe um Ingrid Bembennek auf die Beine gestellt hat, kann sich sehen lassen. Trockene Informationen sucht man vergebens. Stattdessen unterhalten sich Kneipenwirt Karlis (Klaus Bembennek) und Gemeindevorsteher Lauris (Eckart Henske) mit Janis, dem Busfahrer (Wilfried Schwarz), der Grundschullehrerin Lina (Angela Arndt) und Presseschreiber Andris (Bernd Schwung) über die liebenswerten Eigenarten der Letten. Wenn dann Küchenfee Malda (Daniela Viol) von der Bühne kommt, um dem Publikum das traditionelle Speck-Zwiebel-Hefebrötchen, die Pirogge, zu servieren, fühlen sich die Zuschauer als Mitreisende.

Seitenhiebe auf die aktuelle Lokalpolitik müssen auch sein: Der Marktplatz in Riga soll umgestaltet, und die Stellplätze sollen nach Gewerbe sortiert verteilt werden. "Ich steh’ seit 20 Jahren hier", schimpft die Marktfrau mit dem Gemeindevorsteher. "Du wirst dich vor Unterschriften nicht retten können." Aber was sich ein Lokalpolitiker in den Kopf gesetzt hat, wird so schnell nicht umgestoßen. "Beschlossen ist beschlossen", lässt Ingrid Bembennek ihre Figur Lauris beharren.

Musikalische Zwischenspiele bieten die Musikschulgruppe "Avalanche" und die Folklore-Tanztruppe von Sandor Pergel. Der Förderverein der Musikschule ist Veranstalter der Inszenierung.

Von Freitag bis Sonntag galt es vier Auftritte zu meistern. Seit September laufen die Vorbereitungen. "Man muss viele Infos verkaufen und darf dennoch nicht langweilen", erläutert Ingrid Bembennek (68) ihre Idee der "Theaterreise". Sie selbst spielt Daina, Sekretärin des Gemeindevorstehers.

Besonderes Bonbon des Abends sind die "Ceiruleits". Die lettische Musikgruppe spielt Volksweisen auf traditionellen Instrumenten. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag aus Riga eingeflogen, präsentieren sie ihr Land mit eingängigen Weisen. Die Texte übersetzt Sänger und musikalischer Leiter Austris Grasis (67). Der pensionierte Lektor für baltische Sprachen hat bis vor zwei Jahren an der Universität Bonn gelehrt. "Es ist interessant, wie man uns Letten sieht", sagt er nach dem Auftritt. "Allerdings war die Tanzmusik nicht lettisch, sondern slawisch", kritisiert er. "Wir wollen keine Slawen sein und sind es auch nicht. Aber man wirft uns gerne in einen Topf."