Langenfeld  Jecken trauern an Rosenmontag

Langenfeld/Monheim. · Ist ein Ersatztermin im September eine Alternative? Die Gromoka will mit den Vereinen reden. Für Wagenbauer und Kostümschneiderinnen wäre der Aufwand so kurz vor dem regulären Zoch 2022 zu hoch.

Die Langenfelder Ex-Prinzessin Natascha Peters saß am Rosenmontag in Festtagskleidung im Homeoffice.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Kaum zu glauben: In Köln wird am Rosenmontag gearbeitet. Und deshalb sitzt auch Ex-Prinzessin Natascha Peters aus Langenfeld an dem Tag, der den Narren heilig ist, am heimischen Esstisch im Homeoffice. „Normalerweise ist mein Arbeitsplatz in der Domstadt“, sagt die Verwaltungsangestellte. Dass der Rosenmontag mal so ruhig ausfallen würde, hätte sie sich während ihrer Session 2018/2019 nicht träumen lassen. Doch ein echtes Rheinland-Kind lässt sich nicht verdrießen. „Ich höre seit heute Morgen 6.30 Uhr auf WDR 4 die 111 besten Karnevalssongs“, sagt sie. Und das in Fletschkappe, rot-weiß-gestreiftem Hemd und Clownsnase, „natürlich nur, wenn ich nicht telefoniere“, sagt sie. Nun wartet sie nur noch auf ihr Lieblingslied von de Drommelköppe.

Am Karnevalssamstag, wenn die Langenfelder Innenstadt normalerweise ganz im Rausch des Zuges ist, schwelgte Natascha am Wochenende bei einem Rundgang in Erinnerungen: „Jetzt wäre Frühstück, und hier wäre jetzt die Aufstellung, und ungefähr zu dieser Zeit würde unser Wagen hier vorbeiziehen“, erinnerte sie sich ein wenig wehmütig auf dem Rundweg. Ob es jemals noch mal einen Karneval geben wird wie früher? „Beim Bützen bin ich bestimmt nicht mehr so aufgeschlossen“, sagt sie. „Bei der Damensitzung hätte ich keine Probleme, den Impfpass vorzuzeigen.“

Auch Ex-Prinz Sebastian Zacher, der die vorige Session mit Tino Kropp bestritten hat, arbeitet am Rosenmontag. Sogar an seinem Platz beim Vertrieb der Firma Eurotops. Auf ein Accessoire konnte er aber nicht verzichten: auf den Prinzenorden. „Donnerstag und Freitag habe ich nicht gearbeitet“, sagt der begeisterte Jeck. „Das hätte zu sehr geschmerzt.“ Er und Tino Kropp, der in einer Schreinerei in Solingen am Rosenmontag seinem Job nachgeht, trösten sich über die närrischen Tage mit Videos aus der Vergangenheit. Auf ihre Facebook-Seite lassen sie das jecke Publikum an den Proben zu ihren Auftritten in der vergangenen Session teilhaben. Und ein neues Lied über die „Bunte Vielfalt in Langenfeld“ haben sie gemeinsam mit dem Berghausener Dreigestirn eingespielt, das allerdings nur noch aus Jungfrau und Prinzessin besteht. Auch das kann man sich taufrisch anhören.

 Bei den Monheimer Altstadtfrauen herrschte gestern Morgen ein Funkverkehr wie an einem normalem Rosenmontag: „Kann mir jemand Wimpern mitbringen? Denkt jemand an den Tacker und das Klebeband?“ Das Als-ob-Spiel war ihre Art, sich die triste Realität schöner zu reden. Das Kaiserwetter der vergangenen Tage hat die Stimmung von Sprecherin Bettina Klädtkes zusätzlich getrübt: „Mann, da hätte, die Kostüme vielleicht in der Sonne geglitzert!“ Im Sommer hatten die Altstadtfrauen noch hoffnungsfroh eine Kostümidee ausgeheckt, begonnen, einen Prototyp zu entwickeln, Materialien getestet. Als dann die Entscheidung gefallen war, dass man nun doch nicht die übliche gemeinsame Bastelwerkstatt einrichten werde, sei viel an geselligem Leben in der Gruppe verloren gegangen, beklagt sie.

Nun hat der Vorstand der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft schon laut darüber nachgedacht, ob man den Rosenmontagszug möglicherweise in die dritte Jahreszeit verschieben und ihn vor dem Hintergrund einer anderen Brauchtumsveranstaltung, dem Spielmann-hol-über, stattfinden lassen könne. „Aber das müssten wir noch mit den Vereinen besprechen“, sagt Vorsitzender Ralf Volgmann. Man habe lange an der Hoffnung festgehalten, auf eine corona-konformen Weise Karneval feiern zu können. Aber die letzten Pläne, ein paar Wagen auf getrennten Pfade durch die Stadt zu schicken wie in Düsseldorf habe die Polizei ausgebremst. Man würde dann im nicht abgesperrten Raum dem üblichen Verkehr begegnen. Ein Ersatzzug wiederum dürfe eben auch nicht mit den Vorbereitungen für den nächsten regulären Zug 2022 kollidieren, so Volgmann.

Karin Hohmann, Vorsitzende der Mona Lisen, kann sich für den Gedanken an einen Zug in meteorologisch angenehmer Umgebung durchaus erwärmen: „Im Jahr 2000 zur 850-Jahr-Feier bin ich als amtierende Prinzessin auch im Ornat bei dem Umzug mitgefahren, daran habe ich schöne Erinnerungen.“ Für die Gardetruppe wäre es zudem ein geringer Aufwand, sich in die Kostüme zu werfen und zumindest ihre schon einstudierten alten Tänze auf den Asphalt zu bringen. Allerdings seien die Frauen zwischen 50 und 70 Jahren inzwischen ziemlich eingerostet, bekennt Hohmann. „Wir merken alle, dass wir seit einem Jahr nicht trainieren können – es zwickt und zwackt überall.“

Die Altstadtfunken haben am Sonntag ihre Uniform aus dem Schrank geholt, um ihren Jubilaren persönlich die Urkunde zu überreichen, berichtet Torsten Schlender. Das sei aber die einzige persönliche Begegnung gewesen, ansonsten habe der Verein viele digitale Formate entwickelt, um das Vereinsleben aufrecht zu erhalten, es wurden Filmchen gedreht, „damit man sich mal wieder sieht“.

Die Chrisboomschmücker haben für sich früh entschieden, dass sie – wenn der Umzug stattfände – nicht erneut den Aufwand für einen neuen Mottowagen stemmen würden, sie hätten spontan den „für die Ewigkeit gebauten“ Prunkwagen aus seinem Depot in Blee geholt, sagt Vorsitzender Christian Halbay. Er persönlich hält nichts von der Idee, den Zug zu verschieben. „Als er damals wegen des Sturms im Frühjahr stattfand – das war ein Reinfall“, sagt er. „Alles hat seine Zeit“. Er würde es vorziehen, wenn man zur Spielmannüberfahrt einfach eine Kölsche Band einladen würde.

Statt Kamelle zu werfen hat der Prinz für zwei Sessionen, Alex I. Iffland, am Montag mit Spielmann-Pächter Markus Preikschat 200 Kamelletüten an treue Kneipenkunden ausgegeben.