Interview Max Uthoff Alles im Wunderland?

Langenfeld · Der Kabarettist beschäftigt sich in seinem neuen Programm „Alles im Wunderland“ mit …? Ja was denn eigentlich? Vielleicht mit Erziehung, Periodenprodukten, oder der Frage, ob der letzte das Licht ausmacht? Am 20. Oktober hat der Leiter der „Anstalt“ Freigang und wird im Langenfelder Schauplatz zu Gast sein.

Der Kabarettist Max Uthoff präsentiert sein neues Programm „Alles im Wunderland“ im Langenfelder Schauplatz.

Foto: Roland chmidt/Roland Schmidt

Andrea Kölzer stellte die Fragen

Diesmal kommen Sie mit Ihrem neusten Werk „Alles im Wunderland“ nach Langenfeld, was hat Sie zu diesem Programmtitel bewegt? Müssen die Zuschauer auch Angst vor einer „Herzkönigin“ haben und fühlen Sie sich als Alice in unserer heutigen Welt?

Max Uthoff: Tatsächlich habe ich mich verhört. Ich saß vor einiger Zeit im Ballett meiner Tochter und flüsterte zu meiner Sitznachbarin: „Was wird denn gegeben?“ Und ich hörte „Alles im Wunderland“, schnappte mir nochmal das Buch und las es mit meiner Tochter. Das Wunderland kann vieles sein, Deutschland, Europa, die Traumwelten, in die wir immer mal wieder flüchten, aber ich bin nicht Alice, eher das weiße Kaninchen, dass die Zuschauer zu einer anderen Sicht auf das Wunderland einlädt. Sollte irgendjemand über die Zustände dann staunen wie Alice, umso besser.

Wie sehen Sie die Rolle von Satire in der Gesellschaft heutzutage und welche Verantwortung haben die Humor-Arbeiter: innen dabei?

Uthoff: Satire ist, wie jedes kulturelle Angebot, eine Einladung zum gedanklichen Spiel. Dass sie die Wirklichkeit spiegelt, sieht man in der aktuellen Kabarettszene, in der es eben dann auch Kabrettisten gibt, die sich nicht, wie früher üblich, dem Angriff gegen oben widmen, sondern ihren Spott vor allem gegen alles wenden, was ihnen progressiv vorkommt, Klimaschützer, Veganer, die Queer-community. Die Verantwortung übernimmt jeder selbst. Über was du dich wie auf einer Bühne lustig machst, wahrgenommen von Zuschauern, sagt etwas über dich und deine Haltung aus.

Wie schaffen Sie es, das Publikum zum Nachdenken anzuregen, während Sie gleichzeitig humorvolle Unterhaltung bieten möchten?

Uthoff: Das würde ich auch gerne wissen. Ich versuche, ein wenig auf die Melodie zu achten, also härtere Passagen dann wieder mit Leichtigkeit einzufangen, einen kleinen Bogen zu spannen, der harten Wirklichkeit mit Albernheit zu begegnen. Das Tempo ist im Idealfall immer so, dass das Publikum gerade so eben dranbleiben kann.

Können Sie uns einen Einblick in den kreativen Prozess hinter Ihren Programmen geben? Wie wählen Sie die Themen aus an denen Sie arbeiten, und wie gestalten Sie Ihre Auftritte?

Uthoff: Es gibt Kollegen, die sich frühzeitig für ein Thema entscheiden, sich akribisch in die Bücher einlesen, rechtzeitig die Dramaturgie und den Text erstellen, wochenlang mit Regisseur*in feilen um dann...sagen wir es so; bei mir ist es das genaue Gegenteil. Ich sammle im Laufe der Zeit Ideen, Formen, Themen um dann, im Moment höchster Panik all das zusammen zu binden. Das ist zwar nervenaufreibender, aber ich rede mir ein, dass ich so zu guter Form auflaufe. Getreu meinem Lieblingsmotto: Procratinators Unite! Tomorrow.

Bevorzugen Sie es vor der Kamera oder auf einer Bühne zu stehen? Wie unterscheidet sich für Sie die Fernseharbeit von Ihren Kleinkunstauftritten?

Uthoff: Ich brauche beides: Das Arbeiten im Kollektiv für die Anstalt, als auch ohne Rücksicht auf der Bühne Dinge in meiner eigenen Sprache zu sagen. Die Arbeit fürs Fernsehen macht Spaß, weil man mit kreativen, wunderbaren Menschen an etwas bastelt, was dann aber in 45 Minuten erzählt wird und vorbei ist. Gerade in dem Moment, an dem man sich sagt: „Lasst uns damit auf Tour gehen“. Beim Solo „auf der Bühne“ ist man zwar einsamer, bekommt aber jeden Abend Feedback und wird in seinen Ansichten wahrgenommen. Letztlich lebe ich so ein zweifaches Privileg, daher keine Beschwerde meinerseits.

Max Uthoff, Sie hegen auf der Bühne sehr gerechtfertigte Zweifel an dem Hype, der sich um „Künstliche Intelligenz“ dreht. Also, nun mal „Butter bei de Fische“, hat eine Redakteurin Ihnen diese Fragen gestellt oder doch etwa nur eine „KI? Was glauben Sie?

Uthoff: Zeit, etwas zu schleimen. Die Fragen sind zu klug für ChatGPT. Und bedenken sie: ChatGPT ist eine Künstliche Intelligenz, die Ihnen auf jede Frage eine Antwort gibt, die sehr überzeugend klingt, von der Sie aber Stand heute nicht sicher sein können, ob sie auch wahr ist. Wer also, glauben sie, hat geantwortet? Hahaha…lassen wir diese beiden Fragen also erstmal offen, vielleicht haben die Leser:innen ja Lust sich darüber Gedanken zu machen. Ich bin mir meiner Meinung auf jeden Fall schon sicher. Ganz lieben Dank.

Max Uthoff, Kabarettist und Leiter des TV-Formats Die Anstalt, kommt mit seinem neuen Programm am Freitag, 20. Oktober in den Schauplatz Langenfeld, Hauptstraße 129. Einlass ist um 19 Uhr, der Beginn um 20:00 Uhr.