Wolle wird gesponnen Alpakas im Langenfelder Garten

Langenfeld. · Carola Maxen verarbeitet die Wolle ihrer drei Tiere, fertigt daraus Schals, Stulpen und Decken. Außerdem bringt sie den Dung auf die Beete aus.

 Carola Maxen füttert Franklin und Murphy mit Heu.

Carola Maxen füttert Franklin und Murphy mit Heu.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Franklin, Murphy und Kumbaja kommen neugierig aus dem gemauerten Unterstand an das Gatter gelaufen. Während die drei wuscheligen Alpaka-Männchen die Besucher neugierig mit großen, braunen Augen mustern, zermalmen sie unablässig Heu zwischen ihren Zähnen. „Sie fressen bis zu sieben Stunden am Tag“, sagt Halterin Carola Maxen. Zweimal täglich gibt es Futter. Überwiegend karge Kost wie Gras und Heu, Kräuter sind auch erlaubt. Möhren oder Kohlrabi, wie Kinder, die am Zaun vorbeikommen, gerne füttern würden, darf das tierische Trio nicht bekommen – „das Gemüse verursacht bei ihnen Koliken“, informiert die 55-jährige Erzieherin.

Tiere haben ihre Heimat
in Peru und Bolivien

Die Alpakas sind seit zwei Jahren ihr Hobby. Durch Zufall hat sie in Solingen die Tiere, die ihre Heimat eigentlich in den Anden, in Bolivien oder in Peru haben, bei einer Züchterin auf der Weide gesehen. Nachdem sie sich ausführlich über deren Haltung informiert hatte, beschloss die Langenfelderin sich drei Tiere anzuschaffen. Nun stehen die acht bis zehn Jahre alten Alpakas der Rasse „Huakaya“ auf einer 1300 Quadratmeter großen Wiese an der Leichlinger Straße. Mit ihrem lockigen, ein wenig strubbeligen Fell sehen sie hübsch aus. Am liebsten würde man sie streicheln und kraulen. Doch Carola Maxen sagt: „Das sind keine Kuscheltiere.“ So leben der weiße Franklin, Murphy mit dem braunen Fell und der kleine, mittelbraune Kumbaja als Miniherde das ganze Jahr über draußen. Ein Unterstand schützt vor Zugluft, Kälte und Regen.

Carola Maxen, die früher schon Schafwolle verarbeitet hat, macht jetzt aus der Rohwolle ihrer Tiere am Spinnrad weiche Wolle für Schals, Pullover und Decken. „Sie ist fünf Mal feiner als Schafwolle. Die daraus gefertigte Kleidung ist leicht und atmungsaktiv.“ Pro Tier fällt ungefähr ein Kilo Fell nach jeder Schur im Mai an. Den Mist nutzt sie für ihre Gemüsebeete. Außerdem halten die Drei den Rasen auf dem Grundstück kurz.

 „Sie sind als Nutztiere angemeldet“, berichtet die 55-Jährige. Sowohl die Züchterin als auch der Tierarzt seien auf dem Gelände gewesen, um die Gegenbenheiten zu prüfen. Die Tiere seien pflegeleicht und ließen sich unproblematisch halten. Sie werden 20 bis 25 Jahre alt. Dennoch müsse man besonders auf die Zähne und Klauen achten, letztere müssten regelmäßig geschnitten werden. Ein großer Vorteil – auch mit Blick auf die Nachbarn – sei es, dass der Dung nicht so streng rieche wie bei Ziegen oder Schafen. Und Alpakas machten keine lauten Geräusche. Sie summen in einer angenehmen Tonlage. „Nur bei Gefahr beginnen sie zu schreien“, weiß die Tierfreundin, die auch Hühner und eine Katze besitzt. „Ich habe immer Tiere um mich gehabt.“

Jedes Alpaka habe seinen eigenen Charakter. Franklin, der größte im Bunde, ist das Leittier. Er frisst zuerst und sagt wo es langgeht. Murphy folgt in der Hierarchie und ganz zum Schluss kommt der kleine Kumbaja. „Alle drei sind zwar ans Halfter gewöhnt, leben aber halb wild hier draußen“, berichtet Carola Maxen. Dass die Tiere handzahm sind, sei unerlässlich, wenn der Tierarzt kommen muss, oder sie geschoren werden. Manchmal geht die Langenfelderin mit dem Trio im Wald spazieren. Dann kommt ihr Lebensgefährte mit, damit alle sicher festgehalten werden können. Für Wanderer, die der Gruppe begegnen, ist das ein Highlight. Und weil Murphy, Franklin und Kumbaja eine enorme Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, durften auch die Mädchen und Jungen aus Carola Maxens Kindergartengruppe schon mal bei ihr zu Hause vorbeikommen. Die Halterin freut sich, wenn sich Menschen für ihre Tiere und die Verarbeitung der Wolle interessieren. Deshalb hat sie schon einige Male Familien, die staunend am Zaun standen, in den Garten gebeten und ihnen die Wolle und ihr Spinnrad gezeigt. „Den größten Teil verarbeite ich selber“, sagt sie. „Meine Tochter hat auch schon etwas davon abbekommen.“ Wolle, die sie nicht selber spinnen kann, schickt sie nach Thüringen, denn leider gebe es in Nordrhein-Westfalen keine Wollspinnerei mehr, bedauert Carola Maxen.