Natur Krefelder Förster warnt: Wildtiere leiden nach Nudel-Fütterung auf dem Hülser Berg
Krefeld · Stadtförster Jens Poschmann will Besucher mit Schildern am Hülser Berg und Forstwald auf die Risiken aufmerksam machen. Es geht um das Wohl der Tiere.
Vor allem an Montagen machen die Mitarbeiter des Kommunalbetriebs bei ihrem Rundgang durch die Wildtiergehege am Hülser Berg und im Forstwald oft die gleiche Entdeckung. Das Damwild verhält sich dann oft nicht so agil wie sonst. Manch ein Artgenosse liegt auf dem Boden. Die Tiere haben dann noch schwer zu verdauen – an den Leckereien des Wochenendes. Es ist kein Geheimnis, dass die Besucher gerne Nudeln verfüttern. Und es ist kein Geheimnis, dass die Tiere, allen voran das Damwild, die rohe Kost gerne verspeist. „Man sieht es den Tieren ja nicht an, warum man sie nicht füttern sollte“, sagt Stadtförster Jens Poschmann: „Gerade Kinder machen es gerne. Die Tiere kommen angelaufen. Man kann sie streicheln.“ Vor allem an den Wochenenden sei an den Gehegen einiges los.
Dass das Füttern gerade von Nudeln gesundheitliche Folge für die Wildtiere haben kann, hat sich offenbar noch nicht bis in jeden Haushalt herumgesprochen. Das Getreideprodukt gehört nicht zu den natürlichen Nahrungsmitteln. In harter Form können diese die Speiseröhre verletzen, im Magen quellen sie zusätzlich auf, können Koliken verursachen wie bei Pferden. „Wir sind jetzt in einer kreativen Phase“, sagt Poschmann: „Wir wollen Schilder aufstellen, aufklären, warum das Füttern von Nudeln nicht gut ist.“ Das Stichwort ist Selbstkontrolle, das Appellieren an die Vernunft. Doch Ansprachen würden nicht bei jedem Besucher vor Ort Verständnis auslösen, im Gegenteil. Seine Mitarbeiter würden auch mal mit einem Kopfschütteln und Abwinken bedacht. Wieso die Tiere aber die rohen Nudeln so lieben, die ihnen nicht bekommen, kann Poschmann sich nicht erklären: „Es muss da eine besondere Anziehungskraft geben.“ Der Förster empfiehlt Äpfel und Möhren, leichter verdaubare Kost – oder Eicheln, die auf dem Boden liegen. Seine Mitarbeiter geben Kastanien, Rüben, Mais und Heu an die Tiere. Jeden Tag schauen die Mitarbeiter des Kommunalbetriebs vorbei, wie es um die Tiere steht.
In den vergangenen drei Jahren, seit Poschmann die Wälder Krefelds bewirtschaftet, habe es – Gottlob - noch keine gefährliche Erkrankung der Tiere gegeben, die einen Notfalleinsatz erfordert hätte. Das soll auch so bleiben. Auch bei leichteren oder mäßigen Symptomen würden keine Medikamente an das Wild verabreicht. „Es sind Wildtiere. Die sind schon ohnehin robuster als Haustiere. Die haben eigentlich nie irgendwelche Krankheiten, wenn sie nicht viel Stress erleben“, sagt Poschmann.
Das Krefelder Rotwild und auch die Wildschweine seien weniger betroffen von den ungemäßen Fütterungen, wohl auch, weil die Gehege weiter weg liegen für die Besucher. „Die meisten Besucher gehen zum Damwild“, sagt Poschmann. Bei den Wildschweinen sorge zudem noch ein elektrischer Zaun für mehr Abstand zwischen Mensch und Tier. Doch auch hier mahnt der Stadtförster zu mehr Vorsicht bei der Fütterung. „Die Besucher sollten sie lieber gar nicht füttern, vor allem nicht mit Wurstwaren.“ Im Osten Deutschlands ist jüngst die Afrikanische Schweinepest aufgetreten. Der Erreger soll es möglichst nicht nach Krefeld schaffen.