Immobilienmarkt Corona kann den Anstieg der Immobilienpreise nicht bremsen

Krefeld · Wohnungen bleiben in der Pandemie als Kapitalanlage sehr gefragt.

 So soll das Wohnquartier Wedelstraße in Fischeln Anfang 2022 aussehen. 18 von 23 Wohnungen sind bereits verkauft.

Foto: Ja/Hambloch

Büros stehen leer, Geschäfte rutschen in die Pleite, Eigenheimbesitzer in Kurzarbeit können ihre Raten nicht mehr bezahlen. Die Wirtschaft leidet unter der Pandemie. Es spricht eigentlich viel dafür, dass Corona auch den Immobilienmarkt nach unten zieht. Doch wer sich in der Branche umhört, erfährt das Gegenteil. Der Anstieg der Immobilienpreise ist ungebrochen.

Beispiel Wedelstraße in Fischeln. Seit einigen Wochen entstehen dort auf einem rund 3000 Quadratmeter großen Grundstück 23 Eigentumswohnungen. 18 davon sind bereits verkauft. Die Preise je Quadratmeter liegen im Bereich von 4600 Euro. Im Angebot sind Objekte zwischen 54 und 177 Quadratmetern. Für die große Penthouse-Wohnung mit vier Zimmern ruft Projektmacher Hendrik Hambloch einen Preis von 839 000 Euro auf. 

So sieht die Baustelle in Fischeln an der Wedelstraße momentan aus.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die These, dass angesichts solcher Forderungen diese Kapitalanlage nur zur Eigennutzung und nicht zur Vermietung taugt, weist Hambloch zurück. Bei Kaltmieten von zwölf Euro pro Quadratmeter sei das Objekt auch für Kapitalanleger interessant. „Meine Erfahrung wird von der Tatsache gestützt, dass wir bei unserem aktuellen Bauvorhaben Wedelstraße 94 + 96 bereits acht von 18 verkauften Wohnungen an Kapitalanleger veräußert haben“, so Hambloch. Die Käufer seien überwiegend Krefelder.

Begehrte Wohnungen im ehemaligen Bunker

Dass sich bei aufwendigen Neubauten auch in Krefeld hohe Preise erzielen lassen, hat Hambloch bereits mit dem Objekt Marienhof Fischeln bewiesen. Der ehemalige Kriegsbunker wurde entkernt und erweitert. Zum Preis von etwa 4500 Euro pro Quadratmeter fanden sich Käufer, die die Wohnungen auch vermieten.

„Vergleichbare Neubauprojekte im Raum Meerbusch, Strümp und Düsseldorf werden zu höheren Preisen angeboten“, sagt Hambloch. „Fischeln ist in Bezug auf das Mietniveau weiterhin günstiger als Düsseldorf und aufgrund der Nähe zu Düsseldorf sehr attraktiv. Da die Nachfrage nach Wohnraum anhaltend hoch ist, lässt dies weitere Steigerungen vermuten“, meint der Bauunternehmer.

Tatsächlich legt der Immobilienmarkt trotz Pandemie noch zu. Im zweiten Quartal dieses Jahres – als Schul- und Ladenschließungen, Homeoffice und Kurzarbeit die Republik fest im Griff hatten – stiegen die Preise von privat genutzten Wohn-Immobilien im Jahresvergleich um 6,8 Prozent. Mehrfamilienhäuser wurden nach Angaben großer Immobilien-Portale um 5,2 Prozent teurer. Lediglich Einzelhandelsobjekte wurden um 1,3 Prozent billiger angeboten.

Während die Preise in Innenstadtlagen kaum steigen, werden vor allem die Randzonen der Metropolen beliebter. Der Krefelder Süden mit seiner Nähe zu Düsseldorf steht beispielhaft für diese Entwicklung. Betongold bleibt für Anleger die erste Wahl, zumal die Zinsen noch etliche Jahre im Keller bleiben dürften. Nach dem Betrug bei Wirecard, als Finanzdienstleister noch vor einem Jahr ein gefeierter Star an der Börse, ist das Interesse an Aktien wieder gesunken. Immobilien wecken das Vertrauen der Anleger, zumal die Renditen seit Jahren ohne jede Konkurrenz sind.

Wie eine Untersuchung vom Ring Deutscher Makler (RDM) Düsseldorf sowie dem Branchenportal Immoscout24 gezeigt hat, verfügt Krefeld bei Häusern allerdings noch über viel Wachstumspotential. Demnach sind die Preise für Einfamilien- und Reihenhäuser im Großraum Düsseldorf seit 2009 in Meerbusch, Mettmann, Neuss, Hilden und Ratingen deutlich schneller gestiegen als in Krefeld. Wer im Umland von Düsseldorf ein Reihenhaus erwerben möchte, zahlt in Krefeld den niedrigsten Preis. Im Schnitt sind es laut der Untersuchung 321 300 Euro. In Ratingen wird mit 457 300 der höchste Preis verlangt. Freistehende Eigenheime kosten ebenfalls in Krefeld am wenigsten (570 200 Euro). Am tiefsten müssen Interessenten dagegen in Meerbusch in die Tasche greifen: Dort sind im Schnitt 959 000 Euro fällig. Von allen untersuchten Kommunen verbuchte Mettmann seit 2009 mit plus 79 Prozent die größte Steigerung: Kostete ein freistehendes Einfamilienhaus dort damals im Schnitt 414 200 Euro, sind es mittlerweile 656 400 Euro.