Covid-19 in Kliniken Wie Krefelds Krankenhäuser mit Corona umgehen
Krefeld · Die Zahl der Covid-19-Patienten nimmt auch in den Krefelder Krankenhäusern zu. Bei steigenden Infektionszahlen ist die Logistik eine Herkules-Aufgabe. Und es gibt Kritik.
Die Zahl der Covid-19-Patienten in den Krefelder Krankenhäusern nimmt zu. Gleichzeitig gibt es aber auch jede Menge Patienten, die nicht wegen Covid-19 in der Klinik behandelt werden. Während die eher Angst haben, sich dort anstecken zu können, bereiten den Medizinern anfangs symptomlose Patienten Sorge, bei denen erst später die Krankheit ausbricht. Welche Sicherheitsvorkehrungen treffen deshalb die Krankenhäuser?
Eine Nachfrage ergibt, dass alle Patienten bei der Aufnahme im Helios-Klinikum, im Krankenhaus Maria Hilf und dem St. Josefshospital einen PCR-Test durchlaufen. „Die Schnelltests sind mit einer Sensitivität von cirka 95 Prozent ausgewiesen und das sind die besten schnellen Verfahren, die derzeit verfügbar sind“, erklärt Helios-Pressereferentin Julia Dubois. Bei länger geplanten stationären Aufnahmen und ambulanten Operationen werde gar ein zu 99 Prozent treffsicherer Corona-Abstrich gemacht, dessen Ergebnis innerhalb von 48 Stunden vorliegt. Doch eine 100-prozentige Sicherheit gebe es derzeit nicht.
Junge Patientin liegt mit Covid-19-Patientin auf einem Zimmer
Die Folgen hat die junge Krefelderin Sabrina Meier (Name auf Wunsch der Patientin von der Redaktion geändert) am eigenen Leib erfahren. An einem Mittwoch Anfang November wurde sie von ihren Eltern kurz vor 6 Uhr mit Verdacht auf Blinddarm-Entzündung per Krankenwagen ins Klinikum am Lutherplatz gebracht.
Bei ihrer Aufnahme wurde sie negativ getestet, durchlief mehrere Untersuchungsstationen und wurde auf ein Zimmer zusammen mit einer Patientin gelegt, die typische Covid 19-Symptome zeigte. Eine Maske habe sie nicht getragen. „Auch die Pfleger haben sie nicht dazu bewegen können“, erzählt Sabrina Meiers Mutter unserer Redaktion. Die hatte man trotz Besuchsverbots im Klinikum am Empfang wegen der mutmaßlich kurz bevorstehenden Operation zu ihrer Tochter „ausnahmsweise“ durchgelassen.
Dass schon bei der Verlegung von Station zu Station ohne Schutzmaßnamen bei der mutmaßlich mit Covid 19 infizierten Frau ein Fehler unterlaufen sei, habe die behandelnde Ärztin gegenüber Sabrinas Mutter am selben Tag eingeräumt. Später, als ein zweites, dann positives Testergebnis vorgelegen habe, wurde die Patientin von Pflegern in Schutzausrüstung auf die Corona-Station verlegt. Zurück blieb die Familie Meier mit der Angst, dass sich die Tochter angesteckt habe. Ein Pfleger habe ihr deshalb Desinfektionsmittel gegeben und geraten, dass sie das gemeinsam genutzte Badezimmer damit einsprühen solle.
„Bekanntermaßen sind der Hauptübertragungsweg bei einer SARS-CoV-2-Infektion Tröpfchen und Aerosole, die durch die infizierte Person mit der Atmung und beim Sprechen ausgestoßen werden“, sagt Julia Dubois zu diesem Fall. Nach der Isolation der infizierten Patientin sei das Hauptrisiko einer Übertragung für Sabrina Meier abgewendet gewesen. Dass das Zimmer erst am nächsten Morgen „nachgereinigt“ worden wäre, sei leider zu spät erfolgt. „Das tut uns leid“, so Julia Dubois.
Sabrina Meier hat sich nicht angesteckt. Der letzte Corona-Abstrich mittels des länger dauernden PCR-Tests ist negativ ausgefallen und sie konnte zwei Tage nach Einlieferung nach Hause in die häusliche Isolation entlassen werden. Eine Blinddarm-OP war nicht notwendig. Die geplante Endoskopie wird ambulant nachgeholt. Das Helios-Klinikum will nach eigenen Aussagen mithilfe des für die Abteilung zuständigen Chefarztes, der Pflegedirektion, des Hygiene-Managements und der eigenen Beschwerdestelle die Kritikpunkte klären.
In den Häusern der Alexianer (mit dem Krankenhaus Maria Hilf und den Psychiatrischen Kliniken) und von Helios (mit Klinikum, Klinik Hüls und neuerdings dem St. Josefshospital Uerdingen) gelten aufgrund der Corona-Pandemie strenge Hygiene-Standards.
Im Helios-Klinikum wird meist
ein Schnelltest durchgeführt
Dennoch gehen die Krankenhäuser in Krefeld bei der Testung unterschiedlich vor. Das Helios führt bei der Aufnahme von Patienten mit Corona-Symptomatik oder wenn eine akute Behandlung, etwa eine Operation zeitnah ansteht, einen Schnelltest durch, dessen Ergebnis nach 15 Minuten vorliegt. Bis dahin werden die Patienten im Notfallzentrum isoliert. Ist der Test positiv, werden die Patienten auf einer separaten Corona-Station isoliert und behandelt. „Ist der Test schwach positiv, also nicht eindeutig, wird nochmals getestet, solange bleibt der Patient in Isolation“, erklärt Julia Dubois.
Ist der Test negativ, wird der Patient im normalen Klinikbereich aufgenommen, auch in Mehrbettzimmern mit anderen negativ getesteten Menschen. Sobald derjenige jedoch Symptome für eine Corona-Infektion zeige, werde erneut ein Corona-Abstrich gemacht und getestet. Im ganzen Haus gelte Maskenpflicht, auch in den Zimmern. „Ein durchgehendes Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Zimmer auch beim Schlafen ist den Patienten jedoch nicht zuzumuten“, so die Helios-Sprecherin.
Alexianer setzt in den meisten Fällen auf den Corona-Abstrich
Die Alexianer führen bei Verdachtsfällen mit Covid 19-Symptomatik, bei terminierten Aufnahmen in operative Abteilungen (48 Stunden vor Aufnahme) und bei Entlassungen in Pflegeeinrichtungen den länger dauernden Corona-Abstrich durch. „Liegt kein Ergebnis vor, wird der Patient, sofern die stationäre Behandlung zwingend erforderlich ist, so behandelt, als wenn dieser einen positiven Covid-19-Befund hätte, mit Schutzausrüstung und isoliert“, erklärt Pressereferent Frank Jezierski. Das Krankenhaus Maria-Hilf hält eine Isolier-Station für betroffene Somatik-Patienten vor, aufgeteilt in einen Bereich mit Verdachtsfällen und einen Bereich mit positiv getesteten Patienten.
Treten bei einem bereits aufgenommenen Patienten Covid-19-Symptome auf, wird ebenfalls ein Abstrich gemacht und derjenige bis zum Ergebnis isoliert. Bei einem positiven Ergebnis werden das Gesundheitsamt informiert und die betroffenen Mitarbeiter wie auch „nahen“ Patienten eigenständig getestet.