Mehr Arbeitsplätze, mehr Anreize, mehr Informationen Schritte gegen Personalmangel in Kitas
Mit mehr Personal, mehr Anreizen und mehr Präsenz in Sozialen Netzwerken will die Stadt verhindern, dass Kitas wieder ihr Angebot einschränken müssen. Bewerber für die neuen Stellen gibt es schon. Newsletter und Videos sollen folgen. Damit folgt die Stadt dem Wunsch vieler Eltern.
Der Fachkräftemangel in Kindertagesstätten hat inzwischen ein Ausmaß erreicht, das möglichst schnelle Maßnahmen gebietet, damit allein die aktuellen Leistungen aufrechterhalten werden können. So fasste der Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am Mittwochabend die Lage zusammen. Gruppenschließungen, so wie im vergangenen Dezember, dürfe es nicht mehr geben.
Laut Sonja Wienecke, der Leiterin des Fachbereichs Jugend, soll die Stadt künftig schneller auf Bewerbungen von potenziellen neuen Kita-Mitarbeitern reagieren. Wenn man Bewerber zu lange warten lasse, würden sie abspringen und sich in anderen Städten bewerben, wo genauso Personalmangel herrscht. Damit sich das ändert, bekommt die Verwaltung zum 1. März eine weitere Sachbearbeiterin, sodass neues Personal schneller eingestellt werden kann.
Angebote, mit der die Stadt neues Kita-Personal gewinnen will, gebe es bereits viele: Zuschüsse zum Jobticket und zum Fahrrad-Leasing oder ähnliche Anreize seien schon im vergangenen Herbst vorgestellt werden. „In der Hinsicht sind wir schon sehr gut aufgestellt, wir kommunizieren das bisher nicht gut genug“, meinte Wienecke.
Um den Fachkräftemangel nachhaltig zu beheben, hatte bereits der Stadtrat am vergangenen Dienstag die Zahl der Plätze für angehende Erzieher in einer Praxisintegrierten Ausbildung (PiA) von 12 auf 15 aufgestockt und den Pool der Springer, die flexibel in verschiedenen Kitas eingesetzt werden können, von vier auf neun Fachkräfte erhöht. So soll bei Ausfällen durch Erkrankungen, Schwangerschaften oder ähnliches schnell eine Vertretung einspringen können. Bewerbungen für die neuen Stellen hat die Stadt schon bekommen. Bereits seit Dezember unterstützen mehrere vom Land finanzierte Alltagshelfer die Kitas und entlasten so das Fachpersonal.
Imagevideos zeigen die Kindertagesstätten
Als nächste Maßnahme sollen Imagevideos über die Kindertagesstätten gedreht werden. Zwei Filme sind bereits in Produktion. Damit und mit einem Newsletter reagierte die Verwaltung auf die Kritik vieler Eltern, die sich nicht ausreichend informiert fühlten. Doch nicht nur Eltern, sondern auch und gerade potenzielle neue Mitarbeiter sollen sich mit diesen Videos über die Einrichtungen informieren können. Auch über Instagram und Facebook will die Stadt künftig neues Kita-Personal akquirieren.
„Das alles ist etwas, auf das viele Eltern unserer Stadt warten, ein gutes Paket, um diese belastende Situation in geordnete Bahnen zu lenken“, lobte Ratsmitglied Ingo Wenzel (CDU) diese Vorhaben. „Viele Kommunen werden da auch nachziehen müssen, das Problem besteht schließlich überall. Die Eltern in dieser Stadt merken, dass sich etwas bewegt.“ Zusätzlich regte er an, einen Wochenend-Workshop zu veranstalten, um alle Ideen zu diesem Problem zu bündeln. Auch SPD-Mitglied Marc Nasemann bezeichnete es als „erfreulich, dass viele Ideen und Anregungen aus den Elterngesprächen berücksichtigt wurden“.
Vor der Sitzung hatte die SPD-Ratsfraktion beantragt, Zeitarbeitsfirmen zu beauftragen, Erzieher in besonders belastete Kitas zu entsenden. Dieser Antrag hatte sich angesichts all dieser Neuheiten erübrigt. Wie Sonja Wienecke erklärte, hätten Personaldienstleister kein Kita-Personal „auf Vorrat“, sondern müssten dieses auch erst akquirieren, außerdem würden die Provisionen der Personalvermittler die Sache zusätzlich verteuern.
Derartige Versuche habe es in Monheim und Hilden gegeben, diese seien jedoch wegen schlechter Erfahrungen recht schnell wieder eingestellt worden.
Der Grünen-Ratsherr Dirk Niemeyer beantragte, den Jugendamts-Elternbeirat finanziell zu unterstützen, damit er sich auf dem Internationalen Kinder- und Familienfest am 20. und 21. Mai präsentieren kann. Der Ausschuss stimmte dem zu, jedoch ohne eine Größenordnung festzulegen. Der Beirat soll einen bestimmten Betrag schriftlich beantragen; darüber soll der Ausschuss in seiner nächsten Sitzung entscheiden.
In der Kita Fahlerweg wird
derzeit nur an vier Tagen betreut
Florian Geissel vom Jugendamts-Elternbeirat fragte am Schluss nach, ob es Hilfen und Ansprechpartner für die Eltern der Kita Fahlerweg gibt. Dort gibt es derzeit nur an vier Tagen pro Woche eine Betreuung, aber die Elternbeiträge werden weiterhin in voller Höhe eingezogen. Vor allem alleinerziehende Eltern seien dadurch besonders belastet, besonders dann, wenn sie ihren Beruf nicht mehr vollumfänglich ausüben können und Verdienstausfälle haben.
Der Beirat befürchtet, dass so etwas aufgrund der angespannten Personalsituation auch in anderen Kitas passieren kann.
Sonja Wienecke berichtete, dass der Rat die Verwaltung beauftragt habe, eine Lösung für dieses Problem zu prüfen. „Das ist eine völlig neuartige Situation. Eine genaue Antwort können wir jetzt noch nicht geben. Auf jeden Fall sollen nicht alle Betroffenen einzelne Anträge stellen müssen. Ein Vorschlag folgt demnächst.“