Veränderte Bestattungskultur in Langenfeld und Monheim Immer mehr Urnenbestattungen

Langenfeld/Monheim. · Selten findet sich jemand, der über 20 Jahre die Grabpflege übernimmt.

Bestatterin Tanja Flabb beobachtet regionale und konfessionelle Unterschiede bei den Bestattungsformen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der für viele Menschen traditionelle Friedhofsbesuch im November bestätigt die Trends der vergangenen Jahre. Bestattungsgewohnheiten ändern sich. Angehörige wählen verstärkt die Urne für die letzte Ruhe ihrer Angehörigen. Freie Flächen auf den Friedhöfen nehmen so zu. Baumbestattungen sind aktuell weder in Langenfeld noch in Monheim möglich. „90 Prozent der Beisetzungen sind Urnenbestattungen“, schätzt Manfred Hein, für die Friedhöfe zuständiger Abteilungsleiter in Monheim. Die Ursachen liegen für ihn auf der Hand: Die Hinterbliebenen werden älter, die Familien kleiner, Angehörige verziehen in andere Städte. Selten findet sich noch jemand, der über mindestens 20 Jahre die Grabpflege übernimmt.

Katholiken bestatten zu einem Drittel klassisch im Sarg

Regionale und auch konfessionelle Unterschiede bei der Bestattung beobachtet Tanja Flabb aus Haan, die seit Anfang 2019 auch das Beerdigungsinstitut Fürtsch in Langenfeld leitet. „Im katholischen Umfeld wird noch bei einem Drittel der Verstorbenen im Sarg bestattet.“ Dazu passt, dass auf den kleinen, katholischen Friedhöfen Berghausen, Reusrath und Wiescheid die Sargbestattungen sogar heute noch überwiegen. Vermehrt kümmern sich die Menschen schon zu Lebzeiten um ihre eigene Beerdigung. „Sie wollen keinen belasten oder eigene Vorstellungen zur Trauerfeier äußern“, so schildert Flabb den Inhalt solcher Beratungen. Die Belastung der Hinterbliebenen beginnt mit den finanziellen Aufwendungen der Beerdigung. Auch dieser Sorge kann man sich entledigen, treuhänderisch werden entsprechende Beträge im Voraus gezahlt. Im Schnitt sind das rund 3500 Euro.

Die Wahlmöglichkeiten sind vielfältig. So wird beispielsweise zwischen Wahlgrab, Reihengrab oder Rasengrab unterschieden. Die zunehmenden Urnenbestattungen ließen das Bedürfnis nach Kolumbarien steigen. In Monheim stehen nach der dritten Erweiterung des Kolumbariums auf dem Waldfriedhof 1340 Fächer für Urnen zur Verfügung.

„Urnen-Inseln“ als gestaltete und dauerhaft gepflegte Flächen werden in Langenfeld auf dem katholischen Friedhof „Sändchen“ verstärkt nachgefragt, gerne auch als Doppelstelle. Hinsichtlich weiterer Kolumbarien ist Hanni Jakobs, Vorsitzende des Friedhofsausschusses im Kirchvorstand St. Josef und Martin, zurückhaltend. „Wir wollen unsere bestehenden Friedhöfe nicht mit Mauern zustellen“.

Vielmehr sollen die frei werden Flächen genutzt werden, die Aufenthaltsqualität der „grünen Lungen“ in der Stadt zu verbessern. Baumbestattungen, damit ist gemeint, dass die Asche der Toten in einer kompostierbaren Kapsel an einem Baum vergraben wird, sind aktuell in Langenfeld und Monheim nicht möglich. Monheim bot diese Form nie an. Die Plätze auf dem städtischen Waldfriedhof an eigens gepflanzten Hainbuchen wurden schneller vergeben als erwartet. „Es sind neue Felder in Planung, wir müssen geeignete Flächen finden, sagt der Langenfelder Baudezernent Uli Beul. Friedwald-Bestattungen in Wäldern sind eine zunehmend gefragte Alternative. Wolfgang Herbertz, Bestatter in Langenfeld, bevorzugt für seine Kunden einen in Odenthal gelegenen Trostwald, in dem die Urnen an einem vorher ausgesuchten Baum vergraben werden, auch dort sind Doppelstellen möglich. „Die Trauerfeier findet bei uns im Institut statt, anschließend ist die Beerdigung“, beschreibt er die Praxis, und „über 25 Kilometer Entfernung sind auch spätere Besuche für die Angehörigen leicht möglich“.