Langfinger haben es oft leicht
577 Fahrräder sind 2011 in Langenfeld gestohlen worden. Die Polizei zeigte an abgestellten Rädern, woran es liegt.
Langenfeld. Als Uschi Jochheim Dienstag Vormittag vom Sport im Bewegungszentrum an der Langforter Straße kommt und zu ihrem Fahrrad geht, erwartet sie eine Überraschung. Am Lenker ihres schicken Damenrads, das sie vor dem Schwimmbad in einen der Fahrradständer geparkt und mit dem Rahmenschloss am Hinterrad abgeschlossen hat, baumelt ein rotes Pappkärtchen. Darauf ist zu lesen: „Dieses Fahrrad ist mit einem unzureichenden Schloss gesichert und nicht mit dem Rahmen an fest verankertem Gegenstand angeschlossen“.
Uschi Jochheim dreht die Karte um. Auf der grünen Rückseite sind Tipps abgedruckt, wie sie ihr Fahrrad besser sichern kann. Aufgehängt hat die Kärtchen Kriminalhauptkommissar Rainer Herbrand von der Kriminalprävention Opferschutz Kreis Mettmann. Mit einem Kollegen will er den Langenfeldern Tipps geben, ihre Räder besser vor Diebstahl zu schützen.
Kriminalhauptkommissar Rainer Herbrand über ein Fahrradschloss
Hintergrund ist die große Anzahl von gestohlenen Fahrrädern im vergangenen Jahr — vor allem in Langenfeld (577) und Hilden (590). „Die Zahl ist zwar insofern nicht verwunderlich, weil ja gerade in den beiden Städten mehr Fahrrad gefahren wird als beispielsweise in Velbert, wo es mehr Berge gibt“, sagt Herbrand. „Allerdings sind viele auch sehr leichtsinnig, was die Auswahl der Schlösser angeht.“
Uschi Jochheim hat zwar sogar zwei Schlösser, allerdings seien beide leicht zu knacken. Das Schloss, das direkt an ihrem Hinterreifen angebracht ist, sei kein Hindernis für Fahrraddiebe, erklärt ihr der Kommissar. Und das Kabelschloss? „Da können Sie auch Geschenkband nehmen“, sagt Herbrand. Uschi Jochheim gelobt Besserung: „Mein Sohn hat mir auch schon mal gesagt, dass ich mein Fahrrad besser mit dem Rahmen an den Fahrradständer ketten soll“, sagt die Langenfelderin.
„Mindestens zehn Prozent vom Wert des Fahrrades sollte man in die Diebstahlsicherung stecken“, sagt der Kommissar. Auch die Codierung des Drahtesels empfiehlt Herbrand. Durch die Nummer, die in den Rahmen eingeprägt wird, können seine Kollegen den Halter ermitteln, wenn das gestohlene Rad irgendwo gefunden wird. „Viele Fahrraddiebe wollen nur von A nach B und schmeißen die Räder danach ins Gebüsch.“ Neben dem Polizeiwagen steht daher an diesem Tag ein Mitarbeiter des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs und codiert Fahrräder gegen einen geringen Geldbetrag. „Das werde ich auch machen lassen“, sagt Jochheim.
Peter Schlarb hatte bisher immer Glück. Auch er pflückt ein rotes Kärtchen von seinem Lenker. „Nicht mit dem Rahmen an fest verankertem Gegenstand angeschlossen“ ist darauf zu lesen. „Mir ist in 60 Jahren noch nie ein Fahrrad geklaut worden“, sagt der Rentner. „Da hatte ich wohl immer Glück.“ Herbrand nickt. „Brennpunkte sind vor allem solche Sammelstellen vor Schwimmbädern, Schulen und Bahnhöfen. Dort können die Diebe unerkannt große Mengen an Fahrrädern klauen.“