Lüpertz' „Leda" in Monheim Monheim hat jetzt eine Loreley

Monheim. · Lüpertz’ 7,50 Meter hohe Kunstwerk am Rhein wurde vor großem Publikum enthüllt

Markus Lüpertz’ Skulptur  wurde am Wochenende aufgestellt.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

„Ganz schöne Stampfer. Ein Männerschwarm ist sie nicht gerade. Eben eher ein Mädchen vom Lande.“ Der Kommentar von Pietro Marques beim ersten Blick auf die neue Gänseliesel am Rhein fällt kritisch aus. „Ein bisschen mehr Busen hätte ich mir auch gewünscht“, fügt der Nachbar verschmitzt grinsend an. Dennoch gefällt den beiden Männern, was sich vor ihrem Auge auftut. Ein Männerschwarm soll sie auch nicht sein, die Gänseliesel von Professor Markus Lüpertz, die am Samstag im Beisein Hunderter Kunstinteressierter bei bestem Wetter enthüllt wurde. Eine starke Inszenierung bot sich den vielen Gästen, die zu Fuß und per Rad gekommen waren, als aus „Christo“ endlich ein Lüpertz wurde. Ein Kran entblößte die schöne Gänsemagd vor stahlblauem Himmel. Jetzt steht sie da, halb Freiheitsstatue, halb Gallionsfigur in Verlängerung der Monberg-Achse weithin sichtbar in 7,50 Meter Höhe. 3,50 Meter ist sie groß auf ihrem Sockel. Imposant und stark mit kokett geneigtem Kopf und dem Federvieh im Arm soll sie vor den Folgen schädlicher Geschwätzigkeit warnen. Der weltbekannte Künstler und ehemalige Rektor der Kunstakademie Düsseldorf, Lüpertz, hat aus der Gänsemagd eine „Leda“ gemacht, eine Jungfrau, die laut griechischer Mythologie von Zeus in Verkleidung eines Schwanes verführt wurde. Ein bisschen sieht es denn auch aus, als wolle die prächtige Gans ihrer weiblichen Hüterin mit spitzem Schnabel einen vorsichtigen Kuss auf die Wange stempeln.

„Das ist jetzt unsere Loreley“, sagt Ingrid Thumm. „Diese Figur hat etwas, diese Farben und dann der ideale Standort“, schwärmt sie. Küster Frank Langrock und Ex-Pfarrer Peter Becker verfolgen die Zeremonie gebannt. „Die Gänseliesel entspricht nicht den klassischen Vorstellungen. Sie ist sehr modern und regt zum Gespräch an“, sagt Langrock. Und das sei gut so, sagt Becker.

Auch Klaus und Karin Zegraski sind zusammen mit Susanne Schüller gekommen, um zu schauen. Sie alle drei sind Kunstfreunde und gehen regelmäßig ins Museum. „Kunst ist immer positiv“, sagt Karin Zegarski. „Und ein Lüpertz, das ist schon was Großes für Monheim.“ Jemand, der viel mit zeitgenössischer Kunst zu tun hat und aus der Nachbarstadt kommt, ist Beate Domdey-Fehlau, Vorsitzende des Kunstvereins in Langenfeld. Sie ist enthusiastisch: „Monheim zeigt, dass Kunst wirken kann. Der Monheimer Bürgermeister geht einen Weg, der diese Stadt lebendig macht. Ich finde die Lüpertz-Arbeit wunderbar und kann Monheim nur beglückwünschen.“ Und der Künstler selbst, der laut Bürgermeister Daniel Zimmermann, „den Monheimer Auftrag angenommen hat, obwohl er doch auch für Paris, London oder Hamburg hätte arbeiten können“, er ist stolz, seine Leda an diesem großartigen Platz zu sehen. Einen launigen Abriss der Person Lüpertz bot sein Weggefährte Prof.  Peter M. Lynen, ehemaliger Kanzler der Kunstakademie Düsseldorf. Bei Lüpertz, sagte er, sei immer auch Poesie im Spiel. Besonders begeistert haben dürfte den Malerfürsten Lüpertz vor allem aber auch die erstklassig arrangierte Werkschau auf luftigen 2000 Quadratmetern in der Hallen der Kulturraffinerie K714. Sie ist unter Federführung des Intendanten und Geschäftsführer Martin Witkowski zustande gekommen. Die Zeichnungen und skulpturalen Entwürfe verschiedener Entwicklungsstadien seiner „Leda“ sind noch bis 31. Oktober zu sehen.