Monheim Kunstwerkstatt In Monheim wird „Abhängen“ zur Kunst

Monheim · Beim Kunst-Camp sollen fremde Leute zusammengekommen. Christiane Limper hat dafür eine Campingstuhlgarnitur bereitgestellt.

Christiane Limper (vorne) möchte Menschen zum entspannten Abhängen motivieren.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Was haben Kunst und Camping gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht sehr viel. Nimmt man bei Christiane Limper Platz, dann geht beides eine Symbiose ein. Die Flensburger Künstlerin hat vor dem Gebäude der Kunstwerkstatt Monheim mitten auf der Turmstraße eine Sitzgruppe mit sieben roten und schwarzen Campingstühlen sowie eine Hängematte aufgebaut – in Sichtweite des Schelmenturms. Familie Novak nimmt auf den Stühlen spontan Platz. „Den Schelmenturm habe ich auch noch nie von hier aus so gesehen. Toll, dass Monheim solche ungewöhnlichen Kunstprojekte macht“, sagt Monika Novak. „Das ist cool hier. Wir sind alle Kettcar gefahren, jetzt kann ich hier mit meiner Familie ein bisschen runterkommen“, sagt der achtjährige Simon Novak, der in der Hängematte chillt. Hier ist es erlaubt, einfach einmal nichts zu tun.

Das ist sogar das Motto des Kunstprojekts „Rumhängen in Monheim“, das im Rahmen des Kunst-Camp 2 2022 initiiert wurde. „Das Projekt ist absichtslos: Die Kunst ist das Rumhängen, weil da der Freiraum für kreative Ideen und Gespräche entsteht. Sich mal auf einen Schnack zusammenzusetzen, wie es die Menschen bei mir im Norden tun und das vertraute Rumhängen in den öffentlichen Raum zu verlagern und sich darauf einzulassen, was beim Nichtstun kommt, all das war meine Idee“, sagt Christiane Limper.

Ludger Schmitz gesellt sich zu der kleinen Gruppe und kommt sofort mit den anderen ins Gespräch. „Eine tolle Idee, denn ich habe Lust, immer mal wieder rumzuhängen und mit Menschen zu sprechen. In Kneipen spreche ich auch mal Leute an. Aber mit so einem Angebot hier ist es leichter“, sagt der 68-Jährige. Dass das Projekt gut angenommen werden würde, davon war Limper seit ihrem Probesitzen auf der Alten Schulstraße im Januar zur offiziellen Eröffnung der Kunstwerkstatt überzeugt. „Ich hatte kaum die Stühle hingestellt, da saßen da schon Leute. Ich habe auch Einladungen ins Altenheim erhalten, um ältere Menschen im Rollstuhl mit anderen Bürgern zusammen zu bringen. Das hat mich so gefreut, dass ich das auf jeden Fall machen werde. Ich möchte alle Menschen auf der Straße abholen und im Nichtstun zusammenbringen“, so Limper.

Eigentlich ist das Herumhängen nicht das, was Christiane Limper in ihrer Karriere kennen gelernt hat. „Als Künstlerin hangele ich mich von Projektantrag zu Projektantrag und habe meistens wenig Zeit, nichts zu tun. Dieses Projekt habe ich in der Coronazeit entwickelt, als auch ich zum Nichtstun verdammt war. Das war für mich eine große Herausforderung. Aus dem Stillstand und der Stille entwickelte ich dann viele kreative Projekte, so wie dieses hier. Insofern hatte Corona auch etwas Gutes“, sagt die Künstlerin.

Doch wer glaubt, Christiane Limper könne nur Campingstuhlkunst, der irrt. Die Flensburgerin hat Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und verwirklicht partizipatorische Projekte an der Schnittstelle von Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft. „Ich habe mich unter anderem auf partizipatorische Projektkunst, also Kunst für und mit der Gesellschaft konzentriert, weil ich das sehr spannend finde“, so Limper.

Fünf Wochen schleppt sie ihre Campingausstattung jeden Tag in Monheim zu einem anderen Ort. „Ich werde den Rhein, die Altstadt, das Berliner Viertel, eine Bushaltestelle, den Marktplatz, Baumberg und weitere spannende Orte aufsuchen und ganz viel unterwegs sein“, sagt Limper. Bis zum 25. September können Monheimer Bürger bei Christiane Limper Platz nehmen und einfach nur rumhängen. „Ich bin gespannt, was hier entsteht und wie es mir nach wochenlangem Rumhängen selbst so ergeht“, sagt sie Limper lachend.