Monheim Knipprather Wald So soll der Wald klimafest werden
Monheim · Förster Karl Zimmermann muss Schadflächen im Knipprather Wald neu aufforsten. Das Land fordert stärker gemischte heimische Baumarten.
(elm) Der Knipprather Wald ist ein überdurchschnittlich alter Wald mit einem hohen Bestand an über 120 Jahre alten Eichen. Aber im letzten Winter musste der zuständige Förster viele sehr alte Eichen fällen lassen, die in den zwei Dürrejahren erkennbar Trockenheitsschäden erlitten hatten oder abgestorben waren. „Bei unseren Eichen haben wir den Grundsatz, nicht mehr zu entnehmen als nachwächst, nicht mehr einhalten können“, sagt Karl Zimmermann. Sorgenvoll wendet sich sein Blick auf eine Gruppe jüngerer Eichen, deren Kronen ebenfalls schüttern geworden sind, einzelne kahle Äste ragen in den Himmel.
Die Zukunft des Knipprather Waldes liegt womöglich gleich gegenüber auf einer gut Fußballfeld großen Fläche: Dort hat Zimmermann vor zwei Jahren Rot-Eichen pflanzen lassen, der Baum stammt ursprünglich aus Nordamerika. „Er kommt mit Trockenheit und hohe Temperaturen zurecht und wächst auch auf unseren Sandböden“, weiß Zimmermann. Da sich die Rot-Eiche in seinem Wald auch schon selbstverjüngt hat, gilt sie ihm als standortgerecht. Ihr hartes Holz eigne sich für die Möbelindustrie, deshalb ist sie auch unter Vermarktungsaspekten interessant.
Wie er die Flächen aufforsten wird, auf denen er 600 Kubikmeter Kiefern- und Eichenholz entnommen hat, weiß Zimmermann noch nicht. Die neuen Förderrichtlinien des Landes für den klimafesten Wald fordern eine stärkere Mischung der Baumarten und standortgerechte Bestände. Dazu hat das Umweltministerium ein Internetportal zur Verfügung gestellt, auf dem Waldbesitzer anhand digitaler Karten Daten über Waldbedeckung, Waldböden, Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit abrufen können. Angesichts der geforderten heimischen Baumarten könne er sich vorstellen, es mit der in Süddeutschland verbreiteten Esskastanie zu versuchen, sagt Zimmermann. „Bisher haben wir die hier nur als Solisten gehabt.“ Als Pragmatiker kann er mit den Vorwürfen von Ökologen, die vor invasiven Arten wie der Rot-Eiche oder der Douglasie warnen, nicht viel anfangen, es geht darum, den Wald ans Klima anzupassen. Auch die große Küstentanne aus den Rocky Mountains rückt deshalb in seinen Fokus, weil die Standortbedingungen dort mit den hiesigen vergleichbar seien. „Man kriegt hier auch schon Saatgut.“
Für ihn sind die langfristigen Überlebenschancen der Baumarten entscheidend. „Insgesamt sehe ich die Zukunft zwar nicht rosig, aber ich bin auch nicht verzweifelt“, beschreibt er seine derzeitige Stimmung. Das Maß, in dem Kiefern und Eichen abgestorben seien, sei zwar besorgniserregend. Er weiß aber auch, dass sich die Eichen von der Wipfeldürre erholen können, allerdings könne das dauern.
Die Dürrefolgen, das herbstlich anmutende Laub auf dem Waldboden, die vertrockneten Gräser der Krautschicht: Sie können sich durch eine weggeworfene Zigarette leicht entzünden, auch wenn Laubwald, wie Zimmermann betont, insgesamt nicht so leicht brennbar ist. Die vielen, mit Handy ausgestatteten Waldbesucher, könnten Waldbrände außerem leicht melden. Geld habe er als Förster jetzt aber für die Passierbarkeit der Waldwege auch für größeren Fahrzeuge in die Hand nehmen müssen. Den Feuerwehren in seinem Revier habe er das Navigationssystem zur Verfügung gestellt, das sonst die Holzspediteure nutzen. „Im Wald kennen die meisten sich ja nicht aus.“ Da man heutzutage kaum noch Löschteiche im Wald unterhalte, sei man hier im Brandfall auf die Wasserski-Anlage und den Monbagsee angewiesen. Im Dezember geht er nach 45 Jahren in der Försterei in den Ruhestand. Wie der Wald in 30 Jahren aussieht, wagt er nicht vorherzusagen.