Projekt in Monheim Kostenloser ÖPNV kostet drei Millionen Euro im Jahr

Monheim · Im Verkehrsausschuss gab es allerdings unterschiedliche Angaben von BMS-Geschäftsführer und Bürgermeister.

Frank Niggemeier-Oliva plädierte für eine Fortsetzung des Projektes kostenloser ÖPNV.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Als die Stadt Monheim zum 1. April 2020 das kostenfreie ÖPNV-Ticket für ihre Bürgerinnen und Bürger einführte, fiel dies in eine Zeit der umfassenden Kontaktbeschränkungen zur Pandemie-Eindämmung, als Schulen geschlossen und viele im Homeoffice arbeiteten oder das dichte Drängen in Bussen plötzlich als nicht mehr sicher und unhygienisch empfanden. Die Stadt hatte mit dem Projekt eine Mobilitätswende bewirken und die Bürger zum Umstieg auf den ÖPNV motivieren wollen. Um den Erfolg des Projektes zu evaluieren, wurden durch die RWTH Aachen in den Jahren 2020, 2021 und 2022 die Monheimer zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt. „Immerhin hatten Ende des Jahres 2020 31 000 Monheimer also 73 Prozent der Bevölkerung ihr Monheim-Ticket aktiviert“, berichtete Frank  Niggemeier-Oliva, Geschäftsführer der BSM kürzlich im Verkehrsausschuss der Stadt. Ende 2021 habe man dann 38 300 aktivierte Monheim-Tickets registrieren können. Als dann im Frühjahr 2022 alle Beschränkungen wegfielen, habe man das Pilotprojekt um zwei Jahre verlängert.

Natürlich seien die Fahrgastzahlen während der Coronajahre stark eingebrochen, habe man Vertrauen zurückgewinnen müssen, so Niggemeier-Oliva. Dennoch hätten die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung ein sehr positives Bild von den Auswirkungen des Monheim-Tickets gezeichnet. Die Erholung der Fahrgastzahlen sei in Monheim rascher als im bundesweiten Durchschnitt verlaufen. Im Monheimer Binnenverkehr habe man den Anteil des ÖPNV am Modal Split von fünf (2018) auf neun Prozent (2022) steigern können. Zeitgleich seien auch die Anteile des Fußverkehrs (+8 Prozent) und des Fahrradverkehrs (+1 Prozent) angestiegen, während der motorisierte Individualverkehr um 13 Prozent zurückgegangen sei.

Pandemiebedingt sei der Anteil des ÖPNV im die Stadtgrenze überschreitenden Verkehr im Jahre 2020 um sechs Prozent gegenüber 2018 zurückgegangen. Bis 2022 habe er jedoch wieder um vier Prozent zulegen können und liege nun bei 18 Prozent. (2018: 20 Prozent).

Das kostenfreie Monheim-Ticket hat vor allem soziale Auswirkungen: Personen mit sehr niedrigem Einkommen nutzen den ÖPNV mehr als bisher (+12 Prozent) und auch Kinder sind dank des kostenfreien ÖPNV-Tickets mobiler als zuvor: 2020 legten sie 17 Prozent der Wege mit dem Bus zurück, vorher nur 10 Prozent. Den größten Zuwachs verzeichnet der ÖPNV auf kürzeren Wegen (2-5 km).

Die durch das Fahrgastzählsystem der Bahnen Monheim erhobenen Daten bestätigten, dass das kostenlose Monheim-Ticket das Busfahren attraktiver gemacht hat, so der BSM-Geschäftsführer. Fuhren 2019 noch 3 414 590 Menschen Bus, waren es 2022 schon  3 592 183. „Das werde wir 2023 noch toppen“, so Niggemeier-Oliva. Sein Fazit: Weil das Ticket eine Super-Effekt auf das Mobilitätsverhalten hat, sollte man eine langfristige Fortführung anstreben.

Auf die Kosten des Projekts angesprochen, erklärt er zunächst, die Zahlen nicht parat zu haben, gab dann aber drei Millionen Euro (auf Grundlage eines eigenen, nutzerbasierten Tarifs mit dem VRR) pro Jahr  an. Er wurde dann von Bürgermeister Zimmermann dahingehend korrigiert, dass es nur 1,5 bis 1,6 Millionen Euro pro Jahr seien.