Monheim: Seligsprechung für Boehm?
Petition: Der Pfarrer, der gegen den Nationalsozialismus predigte, soll der erste Monheimer sein, der von der katholischen Kirche selig gesprochen wird.
Monheim. Er hat von der Kanzel gegen den Nationalsozialismus gepredigt, selbst als er schon wusste, dass er unter Beobachtung stand. Er hat für ein kirchliches Jugendhaus Spenden gesammelt, um ein Gegengewicht zur Hitler-Jugend zu schaffen. Er wollte sich nicht später vorwerfen lassen, er hätte den Mund nicht aufgemacht. Am 13.Februar 1945 hat Pfarrer Franz Boehm dafür im KZ Dachau mit dem Leben bezahlt.
Seine Monheimer Gemeinde St.Gereon, wo er von 1938 an sechs Jahre lang tätig war, setzt sich nun dafür ein, dass Franz Boehm selig gesprochen wird.
Am 3.Oktober, dem 130.Geburtstag Boehms, findet eine Gedenkmesse in St. Ursula statt. Anschließend gibt es einen Empfang, bei dem mit Karl Bormann ein Zeitzeuge dabei sein wird, der als Messdiener den mutigen Pfarrer kennen gelernt hat.
Bei der Gelegenheit sammelt die Gemeinde Unterschriften, die sie dem Antrag auf Seligsprechung beilegen möchte. Das ist ein kompliziertes Verfahren, das im günstigsten Fall etwa fünf Jahre dauern wird. "Im ersten Teil des Verfahrens reichen beide Gemeinden, in denen der Pfarrer gewirkt hat, eine Petition beim Erzbistum Köln ein", so Sprecherin Nele Harbeke. Wie St. Gereons Pfarrer Burkhard Hoffmann mitteilt, ist dies bereits in Arbeit, auch in Boehms vorheriger Pfarrei in Sieglar bei Troisdorf habe man bereits Unterschriften gesammelt.
"Wird der Petition stattgegeben, eröffnet der Erzbischof ein Verfahren. Dann werden der sittliche Lebenswandel und das Martyrium nachgeprüft, Zeitzeugen befragt und Daten gesammelt", sagt Harbeke weiter.
Entscheidend sei aber, dass es innerhalb der Gemeinde ein lebendiges Andenken an den Pfarrer gibt, das nicht allein von der Kirche organisiert sein darf. In Monheim zumindest ist das nachweislich der Fall. So hat es zum 60.Todestag ein Theaterstück der Monheimer Schulen zum Thema Zivilcourage gegeben, in dem Szenen aus Boehms Leben gespielt wurden. Der Monheimer Peter Buter, der bei Boehm seinerzeit Erstkommunion feierte, hat 2005 gemeinsam mit Rudolf Pohlmann ein Buch über den Pfarrer geschrieben. "Irgendwie lebt er noch bei den Leuten", sagt Pfarrer Hoffmann.
Wenn der erste Teil des Seligsprechungsverfahrens erfolgreich absolviert ist, übernimmt der Vatikan. Die Kongregation für Heiligsprechung prüft noch einmal die Faktenlage, der Papst trifft letztlich die Entscheidung.
Pfarrer Boehm wurde Ostern 1944 nach einer kritischen Predigt gegen das NS-Filmwesen verhaftet und nach Dachau deportiert. Für Peter Buter ist die Seligsprechung gerade deshalb wichtig, "weil sie zeigt, dass der Widerstand in der katholischen Kirche bei den Priestern stattfand, nicht bei den Bischöfen".