Monheim Weltumseglerin Monheimerin ist auf dem Meer zuhause
Monheim · Die 23-jährige Monheimerin will Kapitänin werden und studiert derzeit Nautik in Leer. Heute ist sie in der Nordstory des NDR zu sehen.
. Der NDR berichtet am Freitag, ab 20.15 Uhr, in seiner Reihe „Die Nordstory“ über Ostfriesland, eine sehr vom Wasser geprägte Region und ihre Menschen. Eine Ostfriesin auf Zeit ist Swana Kißmann. Die 23-jährige Monheimerin studiert Nautik an der Seefahrthochschule in Leer und engagiert sich nebenbei im Verein „Prinz Heinrich“. Dort hilft sie als Rudergängerin auf dem historischen Dampfschiff von 1909 aus, das auch das erste mobile Denkmal ist. Im Winter hofft die junge Frau ihren Bachelor of Science machen zu können, mit dem sie dann als 3. Offizier vorzugsweise auf Frachtern anheuern will – bis sie dann in fünf bis sechs Jahren ihr Kapitänspatent „ausgefahren“ hat.
Die Corona-Krise warf sie im Studium um ein Semester zurück
„Corona hat sie in ihrem Studium um ein Semester zurückgeworfen, weil sie statt im Februar nach Leer zurückzukehren noch bis Juni unterwegs war, ohne irgendwo an Land gehen zu können“, berichtet Claudia Kißmann, ihre in Monheim lebende Mutter.
Ihre zwei praktischen Semester hatte Swana als nautische Offiziersassistentin auf der Brücke des Frachters „Mick“ absolvieren wollen. Ihre im Oktober 2019 aufgenommenen Fahrt hatte sie von Shanghai über Panama nach Houston und zurück nach Europa geführt. Ende 2019 war der Frachter dann vom finnischen Rauma aus, wo er Generatoren an Bord genommen hatte, in See gestochen und hatte über das Mittelmeer und durch den Suez-Kanal den Jemen angesteuert. „Als weiblicher Matrose erregte Swana so viel Aufsehen, dass sich im dortigen Hafen viele Menschen mit ihr haben fotografieren lassen“, berichte ihre Mutter. Vor der Weiterfahrt durch den wegen der Piraterie berüchtigten Golf von Aden nahm das Schiff Sicherheitsleute auf, die das Schiff mit Stacheldraht bewehrten und mit MGs bewaffnet Wache schoben.
„Die Anweisungen, das Schiff zu verdunkeln, gab einem das Gefühl, man sei im Krieg“, hatte Swana berichtet. Von Sri Lanka aus, der nächsten Station, führte die Reise weiter durch den Golf von Bengalen nach Myanmar, das im März 2020 noch nicht von Corona betroffen war und einen Landgang zuließ. So habe sie die goldenen Shwedagon-Pagode in Yangon (Rangun) besichtigen können. Während die „Mick“ über Singapur weiter nach Shanghai fuhr war die Mannschaft an Bord coronabedingt gefangen. Mit „in 162 Tagen um die Welt“ hatte Swana ihren damaligen Reisebericht an die Familie überschrieben. Von Shanghai aus, ihrem Ausgangspunkt, musste sie nochmal den halben Globus dranhängen: Die Reise ging von Südkorea über den Pazifik und durch den Panamakanal die Ostküste der USA hinauf bis nach Neuschottland und dann über den St. Lorenz-Strom an Quebec und Montreal vorbei bis in den Eriesee. Das Ziel hieß Buffalo und Swana kam vermutlich beim Einlaufen das Fontane-Gedicht über John Maynard, den Steuermann, in den Sinn – ein Klassiker für die Gedichtsanalyse im Deutschunterricht.
Nachdem die „Mick“ dann erneut den Atlantik überquert hatte, konnte Swana in Antwerpen von Bord gehen. „Dass aus der Weltumsegelung mehr wurde, hat Swana total genossen“, sagt ihre Mutter. Das Studierzimmer in Leer, Vorlesungen und sogar das Funker-Seminar im Online-Modus, sei da schon ein schwer zu ertragendes Kontrastprogramm. Schon Weihnachten habe sie starkes Fernweh verspürt, insbesondere, als ihr ehemaliger ukrainischer Kapitän mit dem Weihnachtsgruß die Frage verband, ob sie nicht als 3. Offizier anheuern wolle. „Da wäre sie am liebsten sofort losgefahren“, so ihre Mutter.