Karneval in Monheim 500 Monheimer Jecken trotzen dem Regen an Altweiber
Monheim · Bei Regen schunkelten 500 Narren in der Altstadt. Zuvor eroberte Prinzessin Elfie das Rathaus. Der Goldene Schelm wurde enthüllt.
Ob der Nieselregen, die Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus oder der Angriff Rußlands auf die Ukraine am frühen Morgen den Jecken die Lust am Feiern genommen hat, ist schwer einzuschätzen. Anders als in den Vorjahren sind zumindest deutlich weniger Menschen zur Bühne in der Brauchtumszone zwischen Schelmenturm und Rheinbogen gekommen. Es gibt keine langen Warteschlangen bei den Kontrollen (2G+) an den Eingängen, und auch vor der Bühne bleibt es überschaubar. Rund 500 bis 600 Narren sind da, schätzt Bürgermeister Daniel Zimmermann. 2000 hätten sich zur selben Zeit schunkelnd, tanzend und singend in der Brauchtumszone aufhalten dürfen. Die drei Freundinnen Susanne (50), Carmen (51) aus Langenfeld sowie die Baumbergerin Claudia (54) feiern mit Sekt an Stehtischen vor dem Café „Mit Liebe“. Sie möchten wieder „ein bisschen Spaß haben.“ Ob sie jedoch später noch in die Kneipen gehen, „wissen wir noch nicht.“ Das Trio sagt aber: „Wenn es zu voll wird, ziehen wir uns zurück.“
Während viele Karnevalisten in Winterjacke oder mit Regenschirm feiern, stechen Sabrina und Nora durch ihre knallig blauen Kostüme aus der Masse heraus. Die beiden 32-Jährigen sind als „Na‘vi“ aus dem Film „Avatar“ verkleidet. „Die Vorbereitungen haben heute morgen ziemlich lange gedauert“, bestätigen die Frauen. Sie haben ihre Gesichter aufwendig in verschiedenen Blautönen geschminkt. „Wir haben heute extra einen Corona-Test gemacht, um wild zu feiern“, ergänzt Sabrina.
Mit ihren jeweils dreijährigen Töchtern Käthe und Stella sind die Arbeitskolleginnen Daria (26) und Melanie (44) in die Monheimer Altstadt gekommen. Nach dem Bühnenprogramm wollen sie zu Hause eine kleine Party steigen lassen. Kneipenbesuche seien nicht geplant.
„Gewaltfreier“ Sturm von Prinzessin Elfie und Prinz Jürgen
Dass das einige so sehen, darauf haben sich die Altstadtwirte eingestellt. Weil in den Kneipen neben der Boosterimpfung auch ein Test notwendig ist, haben sie für die Gäste Schirme und Stehtische aufgestellt. Und die sind beispielsweise vor dem „Spielmann“ und im „Biergarten zur Altstadt“ sehr gut belegt.
Zuvor hatte Prinzessin Elfie mit Prinz Jürgen „gewaltfrei“ – wie sie in Anspielung auf den russischen Angriff erklärt – das Rathaus gestürmt. Und Gromoka-Sitzungspräsident Moritz Peters, in NVA-Uniform als Brauchtumszonenabschnittsbevollmächtigter für fünf tolle Tage verkleidet, sprach deutliche Worte: „Uniformen gehören nur in die Hände von Karnevalisten.“ Er unterweist die Monheimer darin, wie sie sich in der neu eingerichteten Brauchtumszone zu verhalten hätten. Die gebe es jetzt, obwohl NRW-Gesundheitsminister Laumann noch im November verkündet habe: „Niemand hat die Absicht, eine Brauchtumszone zu errichten.“ Zur besseren Abgrenzung und Sicherung der jeck besetzten Zone (JBZ) habe das „Zentralkomitee“ der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft den gesamten Bereich mit einem Schutzwall umgeben. Peters zeigt „Genugtuung, dass unsere Zonenkompetenz endlich die Wertschätzung erfährt, die ihr gebührt.“ Und heute wüssten auch die westdeutschen Karnevalisten, wie es sei, wenn man jahrelang Verzicht üben müsse.
Dem Festkomitee sei belastendes Material über den Bürgermeister zugespielt worden, der nach Jahren der Pandemie altbekannte Karnevalsutensilien nicht mehr erkenne. Moritz Peters präsentiert ein Plakat mit dem „Brauchtumszonen-Daniel“, der eine Banane in der Hand hält. Es trägt den Titel: „Ming eetste Flöns.“ Das Prinzenpaar wurde samt Rathausschlüssel anschließend im offenen NVA-Militärwagen zur Enthüllung des Goldenen Schelms chauffiert. Die Bronzeskulptur der Monheimer Künstlerin Elke Tenderich-Veit erhält ihren Platz am Schelmenturm. Sie reihe sich ein in die vielfältige Kunst im öffentlichen Raum, wie Bürgermeister Zimmermann bemerkt.