Monheim: Wenn Jesus notlanden muss

Ute Mrozinski macht den Spagat zwischen Altenpflege und Science-Fiktion. Am Sonntag liest sie in der Bücherei.

Monheim. Es soll Wesen geben, die zwei Meter groß sind, ein Fell tragen, spitze Ohren haben und sehr lange zu Zöpfen geflochtene Haare tragen. Sie leben bei Temperaturen von minus zehn Grad. Haspiri werden diese dem Menschen ähnlich aussehenden Wesen genannt.

Das ist nicht der Stoff, aus dem Krimis oder Liebesgeschichten geschrieben werden, das ist reine Phantasie. Eine, die sich der Phantasie hingibt, ist die Baumbergerin Ute Mrozinski (47), hauptberuflich examinierte Altenpflegerin in einem DRK-Heim in Reisholz.

Seit 1978 wohnt die gebürtige Düsseldorferin "nebenan". Freizeit-Autorin nennt sie sich, hat in den vergangenen Jahren einige Bücher geschrieben. Zu hören ist sie mit ihrer Trilogie "Der ewige Treck" am Sonntag, 11.30 Uhr, in der Bücherei. Zur Matinee eingeladen sind Fantasie- & Science-Fiction-Freunde, aber natürlich auch alle anderen Neugierigen. Ute Mrozinski engagiert sich im Verein "Pro Literatur", Freunde der Bücherei Monheim.

"Ich hatte schon als Kind viel Phantasie", sagt die Autorin, die Bücher immer schon verschlungen hat. In der Schule waren die Lehrer begeistert, Mathe lag ihr nicht so, Diktate waren ihr zu langweilig. Aber erzählen konnte sie. Bald schrieb sie Geschichten für Eltern und Verwandte. Viele Themen lagen ihr. 2002 schrieb sie ein Buch über Ausländerfeindlichkeit - 100 Seiten stark. Dann entdeckte sie, dass sie Phantasieromane schreiben kann.

Beim Wandern im Urlaub in Mittenwald hatten Ute und Ehemann Albert Ideen. "Wir haben uns die Bälle zugeworfen", sagt Ute Mrozinski. "Was wäre, wenn" sei das Thema gewesen. Was wäre, wenn Jesus mit einem Raumschiff auf der Erde notlanden müsste?

Daraus entspann sich Romanstoff. "Der lange Weg der Sternenspürer", "Die Legende der Marie-Curie (in dem Fall der Name eines Raumschiffes) und "Die Sonnenpriester von Hasperod" vereinigen sich zum einem Band: "Der ewige Treck".

Für ihre Fantasygeschichten recherchiert die Autorin gründlich. Für das erste Buch der Reihe brauchte sie vier Jahre. Nummer zwei und drei waren dann in zwei Jahren geschrieben. Die Story spielt in der Römerzeit, kurz vor Jesu Geburt. "Abenteuer, Wissenschaft und Phantasie müssen miteinander verquickt werden", sagt Ute Mrozinski. "Es muss nachvollziehbar sein."

Bei Details fragt sie ihren Mann Albert, Industriemechaniker mit Hang zur Astronomie. Mit dem Teleskop schaut er regelmäßig in die Sterne, die seine Frau auf ihren Gedankenflügen durch das All streift und in eine völlig andere Welt abtaucht. Unerlässlich ist die Lektüre von wissenschaftlichen Aufsätzen.

In ihren jüngsten Büchern ist alles Fantasy, auch die Namen der Beteiligten klingen fremd. Die Hauptperson heißt Sah-Gahn L’Rac. Umgekehrt gelesen findet man den Namen des Astrophysikers Carl Sagan. Das Mädchen namens Ma-Ira heißt eigentlich Maria. In einem Generationenraumschiff reisen die Romanfiguren Jahrzehnte durch das Weltall, auf der Flucht vor Feinden. Schließlich landen sie auf der Erde.

Reich werden kann die Autorin mit ihren Werken noch nicht. Sie hat Bücher geschrieben und in Druckereien drucken und binden lassen. Ein Buch kostet 20 Euro, für 15 Euro wird es verkauft. Sie ist auf der Suche nach einem "richtigen" Verlag. "Das wird schwer", sagt sie.

Doch hat Ute Mrozinski immerhin schon einen Erfolg verbucht. Bei der Vorentscheidung des William-Voltz-Award, eine Ausschreibung der Perry-Rhodan Science-Fiction-Serie, kam sie unter die ersten zehn Plätze. Perry Rhodan ist einer der bekanntesten Science-Fiction-Romane. "Ich möchte, dass meine Bücher gelesen werden", sagt Ute Mrozinski, die sich gefreut hat, als Freund und Kollegen sie bestürmten, doch die Fortsetzungsgeschichten von den "Sternenspürern" zu schreiben.