Monheim will Obdachlosen helfen
Die Stadt investiert 129 000 Euro für weitere eineinhalb sozialpädagogische Stellen, um Obdachlosigkeit zu verhindern.
Monheim. In Monheim gibt es immer weniger kleine, bezahlbare Wohnungen. „Viele Wohnungen sind aus der Sozialbindung herausgefallen und durch Sanierungen steigen die Mieten“, sagt Dietmar Marx, Leiter der Abteilung Soziales im Rathaus. Das bekämen besonders solche Menschen zu spüren, die arbeitslos und überschuldet sind und Gefahr laufen, ihre Wohnung zu verlieren.
Um Menschen, die wegen ihrer Mietschulden eine Räumungsklage erhalten, kümmert sich in Monheim der Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM). Bisher konzentrierte sich der Dienst mit dem Konzept „Obdachlosigkeit verhindern“ um diese Menschen, die in sogenannten Trainingswohnungen untergebracht wurden, wo sie durch Hilfe zur Selbsthilfe wieder „mietfest“ gemacht werden sollten.
Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass die Ausstattung des Projektes mit einer halben Sozialarbeiter- und einer Hausmeisterstelle der Aufgabe nicht gerecht wird. „Wir haben im Verlauf des Projektes festgestellt, dass wir immer mehr Fälle auf den Tisch bekamen“, sagt SKFM-Geschäftsführer Elmar Borgmann. „Künftig soll der SKFM daher seinen Schwerpunkt mehr auf die Prävention von Obdachlosigkeit legen“, sagt Dietmar Marx.
Denn die Zahl der als obdachlos geltenden Personen ist — nach einer vorübergehenden Absenkung in 2013 (36) — bis 2016 wieder gestiegen (Ende 2016: 56). Dazu kommen 263 ehemalige Flüchtlinge, die inzwischen einen Aufenthaltstatus haben, aber in städtischen Wohnungen oder Übergangsheimen untergebracht sind. „Natürlich werfen wir sie jetzt nicht aus den Wohnungen“, sagt Marx. Zumal sie wegen der Wohnsitzzuweisung für drei Jahre an Monheim gebunden seien. „Mit der LEG haben wir das Abkommen getroffen, dass Familien in unseren Mietvertrag einsteigen können.“
Zudem gebe es mehr Räumungsklagen: „Alle großen Vermieter handeln angesichts der großen Nachfrage inzwischen rigoros: Wenn der Mieter zwei Mieten im Rückstand ist, wird ein Räumungsklageverfahren eingeleitet. Und wer mal geräumt wurde, kriegt auch keine Wohnung mehr“, sagt Marx.
Der SKFM soll künftig 129 000 Euro von der Stadt erhalten, um weitere eineinhalb Stellen für Sozialpädagogen finanzieren zu können. Dadurch würde der Verein in die Lage versetzt, im Falle einer drohenden Räumungsklage — darüber informiert in der Regel das Sozialamt — frühzeitig mit dem Betroffenen in persönlichen Kontakt zu treten. Wenn dieser die Einladung des Sozialdienstes zu einer Einzelberatung annimmt, werden zunächst die Ursachen der Räumungsklage erarbeitet und mögliche Abwehrstrategien überlegt, wie ein Attest über eine psychische Erkrankung oder ein Antrag beim Jobcenter auf Übernahme der Mietschulden.
Neben der Prävention bleibt der SKFM für die Betreuung von Menschen zuständig, die obdachlos sind oder bereits in den freien Wohnungsmarkt integriert werden konnten. Dabei hat sich herausgestellt, dass die auf drei Monate festgelegte Trainingszeit zu kurz bemessen ist, dafür würden künftig eher zwölf Monate benötigt. Auch die Suche nach Wohnungen auf dem freien Markt verschlingt sehr viel Zeit, weil ein einmal zwangsgeräumter Mieter schwer zu vermitteln ist.
Die 198 Flüchtlinge in den Notunterkünften stellen den SKFM allein wegen der Sprachbarrieren vor große Herausforderungen. „Wo Probleme entstehen, helfen wir mit den Dolmetschern aus unserer Flüchtlingshilfe“, sagt Borgmann.