Nach 38 Jahren als Lehrer: Otto-Hahn-Gymnasium verabschiedet ein Urgestein
Tausende Schüler hatten bei Ulrich Anhut Unterricht. Er ist seit 38 Jahren Lehrer am Otto-Hahn-Gymnasium. Im Februar geht er frühzeitig in den Ruhestand.
Monheim. Generationen von Schülern haben ihn erlebt: Ulrich Anhut. Der Pädagoge ist seit sage und schreibe 38 Jahren Lehrer am Otto-Hahn-Gymnasium. Und doch wird die nächste Zeugnisvergabe am 10. Februar für ihn keine Routine sein.
Denn wenn der 63-Jährige dann den Weg vom Berliner Ring in Richtung heimisches Baumberg antritt, ist es das letzte Mal als stellvertretender Schulleiter. Ulrich Anhut geht dann in den Ruhestand. Einen Tag später feiert er Geburtstag — und den Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt.
„Ich wollte eigentlich durchhalten bis 65. Aber es geht nicht mehr. Es hat mich gesundheitlich erwischt“, sagt er. Ein überstandener Schlaganfall und Herzprobleme sind ihm Warnung genug. „Und ich kann ja nun wirklich auf einige Dienstjährchen zurückblicken“, lacht er.
Wohl wahr. Nicht selten musste Ulrich Anhut sich um die 200 Namen pro Schuljahr merken. Denn mit gleich drei Fächern — Biologie, Chemie und Erdkunde — hatte er häufig entsprechend viele Klassen. „Doch bis heute habe ich nicht den Schritt bereut, Lehrer zu werden. Das wollte ich schon als Kind“, erzählt er.
Gebürtig stammt Ulrich Anhut aus Wittenberg in Sachsen-Anhalt. Kurz vor dem Mauerbau ist er 1960 mit seinen Eltern in den Westen geflüchtet. Sie hatten Verwandte in Köln. Ans Otto-Hahn-Gymnasium kam er 1973. Obwohl Ulrich Anhut noch Student war, unterrichtete er sofort. „Zu der Zeit herrschte akuter Lehrermangel. Da musste ich direkt ran. Aber das war gut so.“
Der Pädagoge erlebte den Aufbau des Gymnasiums, das 1968 gegründet worden war. „Als ich kam, wurde teilweise noch in der VHS unterrichtet“, erinnert er sich. Heute ist das Gymnasium mit 1450 Schülern die größte Schule Monheims. Drei Schulleiter hat Ulrich Anhut erlebt. Und er ist der dritte Stellvertreter.
Höhepunkte gab es viele in seinem Leben. „Doch als was ganz Besonderes habe ich meinen Abschluss-Bio-Leistungskurs von 2011 in Erinnerung. Ein solches menschliches Miteinander und gleichzeitig hohes Leistungsniveau — das ist für jeden Lehrer das Schönste“, sagt Ulrich Anhut. Und die blauen Augen strahlen.
Doch es gab es auch Tiefpunkte: „Ein Schüler hat mal nach dem Abitur gesagt, ich hätte ihn ungerecht behandelt. Das hat mich über Jahre verfolgt“, nennt Ulrich Anhut die für ihn schlimmste Situation.
Mehr Zeit für Kommunalpolitik, Reisen und Sport — vor allem Tennis — hat sich der 63-Jährige für den Ruhestand vorgenommen. Verschmitzt kündet er an: „Gegen eine Sache werde ich mich mit Händen und Füßen wehren: Noch mehr Ehrenämter anzunehmen.“