Hintergrund Neuer Pfarrer füllt Lücke in Langenfeld aus
Langenfeld. · Peter Jansen leitet übergangsweise die Gemeinde St. Josef und Martin. Fragen bleiben.
Vier Wochen nach dem überraschenden Rücktritt von Pfarrer Stephan Weißkopf (50) haben Langenfelds Katholiken jetzt einen Interimsseelsorger an der Spitze ihrer Gemeinde. Hans Peter Jansen (61) aus Velbert wird die Pfarre St. Josef und Martin leiten, bis ein dauerhafter Nachfolger für Weißkopf gefunden ist. Dies teilte das Kölner Generalvikariat am Wochenende mit.
In der Erklärung, die in den Gottesdiensten verlesen wurde, heißt es, Weißkopf bleibe bei seinem Wunsch, sich vom priesterlichen Dienst entbinden zu lassen, auch nach der Bedenkzeit von vier Wochen, die ihm Erzbischof Rainer Maria Woelki einräumte. „Darum erfolgte mit Wirkung vom 27. Januar 2020 die endgültige Suspendierung“, so das Proklamandum. Gründe nennt die Erklärung nicht.
Weißkopf selbst hatte nach Bekanntgabe seines Rücktritts Anfang Januar von „persönlichen Gründen“ gesprochen. Danach wurde in der Gemeinde spekuliert, der Rückzug habe mit der für Mai angekündigten Aktion „Die Kirchen machen zu – Der Schlüssel bist du!“ zu tun. Bei dem ungewöhnlichen Projekt sollen ausgerechnet im Wonnemonat keine Hochzeiten und Taufen in Langenfelds katholischen Kirchen stattfinden, statt dessen mehrere große Freiluft-Gottesdienste und eine Vielzahl weiterer Veranstaltungen, die über das katholische Milieu hinaus Wirkung entfalten sollen. Die Spekulationen im Zusammenhang mit diesem Projekt erklären jedoch nicht, warum Weißkopf nicht nur als Gemeindepfarrer, sondern auch als Priester hingeworfen hat. Eine solche fundamentale Abkehr von der Berufung als Seelsorger hat in der Regel mit einem persönlichen Wandel zu tun, der den Betroffenen zu dem Entschluss kommen lässt, nicht mehr als Priester nach den Regeln der katholischen Kirche wirken zu können. Dies kann zum Beispiel, aber muss nicht die Verpflichtung zur Partnerlosigkeit (Zölibat) betreffen. „Es gibt auch genug Fälle, in denen der Zölibat keine Rolle spielt, wenn jemand nicht mehr weiter Priester sein will“, gibt ein Kirchen-Insider mit guten Kontakten nach Langenfeld zu bedenken.
Weißkopf war rund drei Jahre Leitender Pfarrer in Langenfeld. In seine Amtszeit fielen unter anderem Planung und Bau des neuen zentralen Pfarrzentrums neben St. Josef in der Fußgängerzone, dessen Eröffnung für den 15. März vorgesehen ist. Der familiär in Köln-Pulheim verwurzelte Hobby-Sportler wirkt weltoffen. Vor seiner Berufung Ende 2016 nach Langenfeld war er mehrere Jahre stellvertretender Generalvikar in Köln und Leiter der erzbischöflichen Hauptabteilung Seelsorge-Personal.
Sein Interims-Nachfolger ist im Hauptjob Krankenhausseelsorger am Klinikum Velbert. Außerdem hat Peter Jansen eine herausgehobene Funktion bei Kolping, dem katholischen Handwerk: als Präses des Diözesanverbands. Langenfeld kennt er aus seiner Zeit als Kaplan: Von 1991 bis 1994 wirkte er – nach Priesterweihe 1987 und einer ersten Station in Düsseldorf – in Richrath, Wiescheid und an der Hardt. „Ich war Präses der Jungschützen in Richrath, bin seitdem Ehrenpräses und kröne regelmäßig die Jugendmajestäten“, erzählt der in Köln-Dellbrück Aufgewachsene. Noch immer habe er gute Kontakte zu einigen Langenfelder Familien und habe in den vergangenen Jahren in der Posthorn-Stadt „immer wieder gottesdienstlich ausgeholfen“. Seine ersten Amtshandlungen als nunmehr „Pfarrverweser“ in Langenfeld: die Unterzeichnung unzähliger Spendenbescheinigungen für die jüngste Sternsinger-Aktion. Die ersten Gottesdienste wird Jansen nach eigenem Bekunden Mitte Februar halten. „Vorher geht’s noch eine Woche in den Urlaub.“ Abgesehen von den Messen wird er – nach eigener Erwartung – zwei bis drei Mal pro Woche in Langenfeld sein. Mit einem dauerhaften Dienst in der Großgemeinde mit rund 22.000 Gläubigen rechnet der Wanderfreund nicht: Er habe „reichhaltige pastorale Aufgaben“ in Köln und Velbert, wo er gerade umgezogen sei. Spätestens Ende des Jahres, hofft er, wird ein dauerhafter Nachfolger für Stephan Weißkopf ernannt sein.
Reinhard Ockel aus Monheim, der ihn als Bundesvorstand des Kolpingwerks gut kennt, nennt den neuen Langenfelder Interims-Pfarrer einen „weltoffenen Seelsorger, verwurzelt im Glauben“. Peter Jansen selbst blickt „gespannt und erwartungsvoll“ auf den jetzt in Frankfurt eröffneten „Synodalen Weg“: Der Reformdialog zwischen Geistlichen und Laien ist für ihn „die einzige und wahrscheinlich letzte Möglichkeit für die Kirche in Deutschland, Vertrauen neu aufzubauen und die gesellschaftliche Situation in den Blick zu nehmen“. Die vier Diskussionskreise sind in seinen Augen die „Grundlage dafür, dass eine Begegnung der Menschen mit Christus gelingen kann. „Wir müssen alles in den Fokus nehmen, was den Blick der Suchenden und Fragenden auf Jesus Christus verdunkelt, und die Sicht auf ihn wieder freiräumen“, unterstreicht Jansen. „Dazu gehören zentral die vier Punkte Macht, Geschlechtergerechtigkeit sowie Sicht auf Sexualität und Lebensweise der Priester und kirchlichen Mitarbeitenden.“ Mit dem Langenfelder Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Thomas Antkowiak, der an der Frankfurter Synodalversammlung teilnahm, dürfte Jansen damit auf einer Wellenlänge liegen: „Ich kenne Hans Peter Jansen nur ein bisschen, aber ich denke schon, dass wir mit ihm unseren Weg – einschließlich des Schlüssel-Projekts – gut fortsetzen können“, sagte der PGR-Chef in einer ersten Stellungnahme zum Übergangspfarrer.
Auch Projektleiter Daniel Klaas (25), ebenfalls im PGR-Vorstand, ist zuversichtlich: „Wir wollen den Glauben und die Lebenswirklichkeit der Menschen miteinander in Einklang bringen.