Langenfeld Frau findet ihren Lebensretter
Langenfeld. · Vor zwei Jahren hielt er sie davon ab, sich von einer Brücke stürzen. Jetzt haben sich die beiden zum ersten Mal wieder getroffen.
Mission geglückt, der Retter ist gefunden: Die verhinderte Selbstmörderin und ihr Retter haben sich sogar bereits getroffen und wollen auch weiterhin in Kontakt bleiben. Das ist die Kurzfassung einer Geschichte, die viele Menschen in Langenfeld bewegt hat. „Ich bin überwältigt davon, wie viele Leute meine Geschichte auf Facebook geteilt und verbreitet haben.“
Der Hintergrund: Am 20. Oktober 2016 wollte eine Langenfelderin ihrem Leben ein Ende bereiten und sich von einer Brücke stürzen, doch ein ihr unbekannter Mann hielt sie damals vom Sprung in den Tod ab. Und dafür ist sie ihm unendlich dankbar. „Mein Leben war in den letzten zwei Jahren schwierig“, sagt sie. „Deshalb fange ich erst jetzt an, nach meinem Retter zu suchen, denn ich möchte mich bei ihm bedanken.“ Inzwischen hat sie neuen Lebensmut geschöpft.
Die Frau, die seit bald 20 Jahren an einer bipolaren Störung leidet, also zwischen Depression und Manie hin und her schwankt, hatte ihre Krankheit jahrelang gut unter Kontrolle. Dann warf sie ein neues Medikament aus der Bahn, sie bekam eine schwere Depression und hatte Suizidgedanken. Am 20. Oktober 2016 lief sie aus der LVR-Klinik weg, in die sie sich selbst hatte einweisen lassen, und wollte sich von einer Autobahnbrücke stürzen.
Inzwischen ist klar, dass sie von Maxim Sawtschuk gerettet worden ist, einem in Düsseldorf-Hubbelrath lebenden gebürtigen Kasachen. Der 26-jährige Vater dreier Kinder hielt damals seinen silbernen Transporter auf der Brücke an, eilte zu der Frau und überredete sie ungeachtet des Hupkonzerts, nicht zu springen. „Sie stand schon auf der anderen Seite des Brückengeländers, und ich habe ihr immer wieder gesagt: ,Das ist keine Lösung, tun sie das nicht‘“, erinnert sich der junge Mann.
Zig Leute seien ungerührt vorbeigefahren, erst Minuten später hätten auf der Gegenfahrbahn zwei junge Frauen gestoppt, seien auch ausgestiegen und hätten die Polizei alarmiert. Irgendwann kletterte die Frau zurück auf die Brücke. „Ich habe ihr meine Jacke umgehängt und sie in meinen Transporter gesetzt bis die Polizei kam.“ Die verhinderte Selbstmörderin kann sich an diese Details nicht erinnern. „Ich habe da einen richtigen Filmriss. Heute bin ich nur froh, dass Maxim nicht weggeschaut, sondern beherzt eingegriffen hat, denn ich bin froh, dass ich lebe.“
Der junge Familienvater war von Verwandten auf den Suchaufruf aufmerksam gemacht worden und nahm Kontakt auf. „Ich war vorsichtig, wollte eigentlich erst ein paar Kontrollfragen stellen, um sicherzugehen, dass sich wirklich mein Retter gemeldt hat“, erzählt die Frau. „Aber als ich zum ersten Mal mit ihm telefonierte und er gleich sagte, er habe sich immer mal wieder gefragt, wie es mir geht und ob ich noch lebe, da war mir klar, dass er der Retter ist“, sagt die Langenfelderin.
Inzwischen ist sie mit ihrem Lebensgefährten zu Besuch bei Maxim Sawtschuk und seiner Familie gewesen. „Wir haben den Kindern Spielzeug und Ü-Eier mitgebracht, seine nette Frau kennengelernt und beschlossen, den Kontakt aufrecht zu erhalten“, erzählt sie. Bei dem Treffen entstand auch das Foto von Retter und Geretteter. Der ist froh, dass es der Frau heute wieder gut geht. „Ich kann nur nicht verstehen, dass so viele Leute einfach vorbeigefahren sind“, sagt er. Und: „Ich konnte das nicht, denn ich bin so erzogen worden, dass man hilfsbereit sein muss und nicht einfach wegschauen darf.“