Neuer Streitschlichter in Monheim gesucht

Für Schiedsfrau Annegret Gerhardt wird ein Nachfolger gesucht, der Streit — meist unter Nachbarn — schlichtet.

Monheim. Morgens beim Verlassen des Hauses, abends beim Heimkehren, beim Schneiden der Gartenhecke oder beim Plausch über den Gartenzaun — fast täglich grüßt der Nachbar.

Sie können gute Freunde sein, aber auch erbitterte Kontrahenten. Nicht selten münden Streitereien dann in einem Rechtstreit, der meist für beide Parteien teuer wird. Um das zu vermeiden, sind Schiedsleute in Monheim und Baumberg seit Jahren im Einsatz.

Ihre Aufgabe ist es, verhärtete Fronten durch Verhandlungsgeschick aufzubrechen — bevor es zu einer Gerichtsverhandlung kommt.

Für den Stadtteil Monheim wird nun ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gesucht: Die bisherige Schiedsfrau Annegret Gerhardt legt ihr Amt nach zehnjähriger Tätigkeit nieder. „Aus privaten Gründen“, sagt sie. Sie wolle kürzertreten. Die 55-Jährige arbeitet auch als Sozialpädagogin an der Peter-Ustinov-Gesamtschule.

Häufig arten scheinbare Bagatellen unter Nachbarn zu großen Konflikten aus. „Das muss man trotzdem alles ernst nehmen“, weiß Jürgen Hupperts, seit 1989 Schiedsperson für den Stadtteil Baumberg. In einem seiner ersten Fälle bekriegten sich zwei Nachbarn, indem sie sich über falsch laufende Dachrinnen beschwerten und schließlich Furchen gruben, um das Regenwasser in den benachbarten Keller zu leiten. Im Büro seines Hauses findet dann nicht selten Vergangenheitsbewältigung statt. Und in mehr als 60 Prozent der Fälle erfolgt die Schlichtung erfolgreich. Es kommt dann zu einem Vergleich, der protokolliert wird.

Ein häufiger Fall für die Schlichtung ist Streit um die Beachtung der Hausordnung. Auch bei Schmerzensgeld- und anderen Schadenersatzansprüchen, bei leichter Körperverletzung, Hausfriedensbruch, Beleidigung oder Sachbeschädigung ist der Schlichter gefragt. „Der Streit um Äste, die über die Grundstücksgrenze ragen, ist immer noch der Klassiker“, so Jürgen Hupperts im WZ-Gespräch.

Die neue Schiedsperson sollte älter als 30 Jahre, aber nicht älter als 70 Jahre sein, im Schiedsamtsbezirk (also in Monheim) wohnen und der deutschen Sprache mächtig sein.

Außerdem sollte sie „über Schreibgewandtheit, ausgeprägte Bereitschaft zum Zuhören, Freude und Geschick im Kontakt mit Menschen sowie der Verhandlungsführung verfügen und Streitparteien sachlich und vorurteilsfrei begegnen“ — so definiert es die Stadtverwaltung. Jürgen Hupperts drückt es anders aus: „Wer Schiedsmann werden will, braucht gesunden Menschenverstand, um Sachlagen richtig beurteilen zu können.“

Darüber hinaus wird die Bereitschaft erwartet, sich durch Seminare das erforderliche Wissen anzueignen. Die Kosten dafür übernimmt die Stadt. „Wenn sich zwei ineinander verhakt haben, und die vertragen sich dann, das ist einfach ein schönes Gefühl“, sagt Hupperts.