Projekt Rheinaue ist in Gefahr
Bayer Dormagen ist ein so genannter Störfallbetrieb. Das hat Auswirkungen auf den Ausbau des Rheinvorlands, sagt die Stadt.
Monheim. Das Entwicklungskonzept Rheinvorland, mit dem die Monheimer Rheinaue touristisch und ökologisch aufgewertet werden soll, soll demnächst in der Bürgerschaft zur Diskussion gestellt werden, erklärt Umweltberater Henning Rothstein. Nur einen konkreten Termin gebe es noch nicht, räumt Stadtplaner Robert Ullrich ein.
In den vergangenen Monaten habe man zunächst bei den vielen betroffenen Eigentümern vorgefühlt, in wieweit sie Ideen wie eine Ausweitung des Wegenetzes, die Errichtung von Aussichtstürmen oder die Ansiedlung von Wasserbüffeln mittragen würden. „Dabei haben wir Hinweise erhalten, die wir bisher nicht auf dem Schirm hatten“, sagt Rothstein — und die das gesamte Projekt gefährden könnten. Denn im Rahmen einer Bebauungsplanänderung muss die Nachbarschaft zu sogenannten Störfallbetrieben und die Einhaltung eines angemessenen Abstands geprüft werden.
Im Chempark in Dormagen werden gefährliche Stoffe verarbeitet, für die ein Leitfaden der Störfall-Kommission jeweils bestimmte Abstände festlegt — für den Fall, dass sie durch Brände oder Explosionen freigesetzt werden. „Wir müssen daher erst einmal klären, ob unsere Planung überhaupt genehmigungsfähig ist“, so Rothstein.
Erst im Juli 2011 hatte die Stadt Einwände gegen eine von Bayer im Chempark geplante TDI-Anlage erhoben, in der das hochgiftige Phosgen verarbeitet wird. Sie hatte sich dabei auf just dieses Abstandsgebot berufen und gefordert, dass im Rheinbogen entsprechende Mess- und Warnsysteme installiert werden, weil Monheim in der Hauptwindrichtung liege.
Das hält aber die Stadt nicht davon ab, bezüglich der geplanten Ansiedlung einer Büffelherde eine Machbarkeitsstudie zu beauftragen, in die auch Haus Bürgel einbezogen werde, weil die Stadt Düsseldorf für die Kämpe ein ähnliches Projekt plant. „Das bietet für den Landschafts- und Naturschutz und den Tourismus jede Menge Chancen“, sagt Rothstein. „Dennoch möchte ich keine falschen Hoffnungen wecken“, betont er. „Die zentrale Frage ist, wer die Herde betreut.“
Der betreffende Landwirt müsste sich damit einen neuen Wirtschaftszweig erschließen können, eine bloße Sehenswürdigkeit dürften die Büffel nicht sein.
In dem hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Areal ist unter anderem das Ehepaar Höltgen von Gut Blee tätig. Vor allem das dazugehörige Restaurant mit Biergarten in direkter Rheinuferlage soll in die Planung eingebunden werden, so Rothstein. Der bisherigen Pächterin haben die Höltgens aber erst kürzlich gekündigt. „Wir betreiben das Restaurant jetzt vorübergehend selbst — bis wir einen neuen Pächter gefunden haben“, sagt Petra Höltgen. Ihre Reiter hätten sonst keine warme Aufenthaltsmöglichkeit. Im Sommer sei der Gastronomiebetrieb schon wegen der vielen Radfahrer ein Selbstläufer — aber mit den beiden letzten Pächtern habe man Pech gehabt.
Mit 300 Hektar besitzt Bayer Real Estate vermutlich die größten Flächen im Rheinvorland. „Sie werden entweder landwirtschaftlich oder als ökologische Kompensationsflächen für neu gebaute Betriebsgebäude genutzt“, erklärt Bayer-Pressesprecher Hans-Bernd Schmitz. „Die Ideen für die Entwicklung des Rheinvorlandes sind uns vorgestellt worden, aber konkrete Absichten waren das ja nicht“, so Schmitz. Daher könnte man sich auch nicht dazu positionieren.
Insgesamt verstehe die Verwaltung das Entwicklungskonzept als Rahmenplan, das auch Projekte einbezieht einbezieht, die schon laufen, wie etwa die „Auenblicke“. Die Infotafeln mit Hörerlebnissen sind bereits installiert, sagte Elke Löpke von der Biologischen Station. Jetzt wird dazu noch eine Wanderkarte ausarbeitet, und der SGV wird im Frühjahr die Wanderwege neu beschildern. Die Auenerlebnisbegleiter haben erstmals ein Jahresprogramm zusammengestellt. Jeden 1. Sonntag im Monat bieten sie Führungen zu verschiedenen Schwerpunktthemen.