Radfahrer sollen künftig Monheims Fußgängerzonen befahren dürfen
Die Stadt will weitere Maßnahmen aus dem Radwegekonzept umsetzen. Der Heerweg wird zur Fahrradstraße, die Scholl-Straße erhält Radstreifen.
Monheim. Die meisten Wege innerhalb Monheims messen weniger als drei Kilometer, dennoch liegt der Anteil des Fuß- und Radverkehrs bei diesen Kurzstrecken nur bei 30 Prozent. 58 Prozent der Bürger steigen für den sogenannten „Katzensprung“ in den Pkw. Die Stadt will in diesem Jahr weitere Maßnahmen aus dem Radwegekonzept umsetzen, um die Radfahrer im Straßenraum mit dem Autoverkehr gleichziehen zu lassen oder ihnen sogar Vorrang zu gewähren.
Stephanie Augustyniok, Fahrradbeauftragte der Stadt Monheim, über die künftige offizielle Freigabe der Fußgängerzonen für Radfahrer
Die Einbahnstraßen Hauptstraße, Leienstraße, Sandstraße zwischen Gries- und Deichstraße und die Wannesstraße sollen von Radfahrern auch in der Gegenrichtung befahren werden können. Proteste wie beim Birkenweg fürchtet die Fahrradbeauftragte Stephanie Augustyniok nicht, zumal dort die Einbahnstraßenregelung insgesamt aufgehoben worden war. Auch die Fußgängerzonen Heinestraße, Friedrichstraße und Ernst-Reuter-Platz sollen für den Radverkehr freigegeben werden. „Die Fußgänger haben dann aber weiterhin Vorrang, so dass die Radler Rücksicht nehmen müssen“, sagt Augustyniok. Im Grunde werde damit eine schon jetzt gängige Praxis legalisiert.
Als Pilotprojekt wird der Heerweg zur Fahrradstraße umgewidmet. Das heißt, dass dort nicht mehr die Autofahrer Vorrang haben, sondern die Radfahrer. „Wir haben diese Straße ausgewählt, weil dort die Radlerfrequenz hoch ist, vor allem viele Schüler unterwegs sind — sie dürfen künftig auch nebeneinander fahren“, erklärt Augustyniok. Diese Veränderung soll auch entsprechend öffentlichkeitswirksam eingeführt werden.
Nach der Pilotphase soll entschieden werden, welche weiteren Verkehrswege als Fahrradstraßen ausgewiesen werden könnten. Von der Machbarkeit dieses Konzeptes hängt auch ab, ob der bisher benutzungspflichtige Radweg dann künftig nur noch als Gehweg genutzt werden darf.
Vor gut zehn Jahren erregte schon einmal ein auf der westlichen Geschwister-Scholl-Straße eingezeichneter Radstreifen den Zorn der Baumberger. Im nächsten Jahr plant die Stadt erneut, auf diese Weise den Radlern in jeder Fahrtrichtung eine eigene Fahrspur zu geben. Der Zweirichtungsradweg stelle eine potenzielle Gefährdung dar, weil viele Autofahrer bei den Straßeneinmündungen nicht mit Radfahrern aus beiden Richtungen rechnen, so Augustyniok. „Wir müssen uns etwas überlegen, damit es diesmal funktioniert und die Akzeptanz hoch ist“, sagt sie.
Vor dem Schulzentrum am Berliner Ring soll künftig Tempo 20 gelten. Mit einem Fahrrad-Piktogramm mit zwei Pfeilen soll dem Autofahrer signalisiert werden, dass dort das duale System greift, das heißt: die Benutzungspflicht für Radwege ist aufgehoben. Der Straßenraum wird auch von Radfahrern genutzt, deren Fahrzone durch Markierungsstreifen und Piktogramme kenntlich gemacht ist. „Wir haben einen Antrag beim Verkehrsministerium gestellt, ob wir künftig die in den USA gebräuchlichen Shadows nutzen dürfen“, erklärt die Fahrradbeauftragte.