Langenfeld Senioren kritisieren Langenfelder Buslinie
Langenfeld. · Eine nicht überdachte Haltestelle und unzureichende Abfahrtszeiten – diese Punkte stören das Langenfelder Ehepaar Gehrmann erheblich. Ein neues Mobilitätskonzept muss erstellt werden.
Früher war vieles besser, da sind sich Heinz und Mathilde Gehrmann, beide sind 88 Jahre alt, sicher: Als sie 1970 mit ihren drei Kindern in das neue Hochhaus an der Goethestraße 1 gezogen sind, stimmte die Infrastruktur: „Lebensmittel gab es direkt nebenan und ganz in der Nähe Bäcker, Metzger und einen Blumenladen“, sagt sie und er ergänzt: Dazu gab es „Äcker, Wiesen, Wald und einen Bahnübergang. Wir haben gedacht, hier können wir alt werden.“ Fast 50 Jahre sind seitdem ins Land gegangen, die Kinder längst aus dem Haus, die Läden haben einer nach dem anderen geschlossen und vor einem halben Jahr haben sich Gehrmanns entschlossen, aus Altersgründen das Auto abzugeben.
Heinz Gehrmann ist stark gehbehindert, hat einen Schwerbehindertenausweis und ist auf den Rollator angewiesen. Mit dem Verzicht aufs Auto änderte sich ihr Leben schlagartig. „Man kommt hier kaum weg“, musste das Ehepaar feststellen.
Bus hält nur im Stundentakt
an der Haltestelle an
Der Bus Nummer 777 in Richtung Stadtmitte fährt zwar an der Beethovenstraße/Ecke Bogenstraße, etwa 500 Meter vom Haus entfernt, ab, aber das tut er nur einmal pro Stunde. Mehr noch: „Es gibt hier keine Sitzgelegenheiten und man hat noch nicht einmal ein Dach über dem Kopf. Bei Wind und Wetter ist es kein Vergnügen, hier zu warten“, kritisiert Heinz Gehrmann.
Als mündiger Bürger wandte sich der Elektroingenieur deshalb schnell an die Stadt, schilderte die Lage und bat um Abhilfe. Die Verwaltung hatte, so schien es, ein Herz für Senioren, und im Ratgeber „Älter werden in Langenfeld“ eine Menge guter Tipps für Menschen im Rentenalter zusammengetragen. Ein Thema allerdings fehlt dort, hatte Gehrmann gleich festgestellt, als ihm die Broschüre ins Haus geflattert kam: „Die Mobilität. Wenn ich da an Monheim denke, muss ich sagen: glückliche Monheimer: Die haben dort die Taktzeiten erhöht, da gibt es demnächst den fahrerlosen Bus.“
Während in Nachbarstädten der demografische Wandel auch im Verkehr schon länger ein Thema ist, lässt man sich in Langenfeld offenbar Zeit mit der Reaktion auf diesen Umstand. Und das, obwohl auch dort „1600 von knapp 61 000 Bürgern über 85 Jahre alt sind“, wie die neue Seniorenbeauftragte der Stadt, Mona Ende, weiß.
Ronald Faller vom Referat Umwelt und Verkehr hat den Gehrmanns schriftlich auf ihr Anliegen geantwortet: Eine Taktverdichtung der Busse sei nicht geplant, die Buslinie habe zu wenig Fahrgäste. Und der Wunsch, die Haltestelle aufzuwerten, sei mit dem Hinweis beantwortet worden: „Wir haben hier 170 Haltestellen.“ Auch Ulrich Beul, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, sagt: „Wir haben hier 170 bis 180 Haltestellen im Stadtgebiet.“ Und auf Bürger- oder Sammeltaxis werden die Langenfelder Senioren wohl noch ein paar Jahre warten müssen: „Dafür braucht man ein Konzept. Die dürfen ja nicht auf den Routen der Verkehrsbetriebe fahren“, so Beul. Im Übrigen sei die Stadt dabei, ein Mobilitätskonzept zu erstellen, auch für Senioren, das würde aber noch ein bis zwei Jahre dauern. „Dabei werden auch die Wünsche der Senioren berücksichtigt“, versichert Mona Ende. Die ersten, die noch dieses Jahr gefragt werden sollen, sind die 55- bis 70-Jährigen.
Das Ehepaar Gehrmann ist froh, dass die Malteser einmal im Monat Senioren zum Einkaufen fahren und ihnen auch die Einkäufe bis in die Wohnung tragen. Sie gönnen sich öfter mal ein Taxi, um mobil zu bleiben. Das könne sich so manch anderer Rentner nicht mehr leisten.