„St. Martina“ hoch zu Ross
Den Martinszug in Richrath führte am Donnerstag eine Frau an. Alina Jansen (19) spielt die Rolle des Heiligen bereits zum zweiten Mal.
Langenfeld. Der Legende nach war der heilige Sankt Martin ein Mann, um genau zu sein, ein junger Soldat. Und so sind es auf den Martinszügen auch in aller Regel Männer, die den Heiligen auf dem Pferd nachspielen.
Alina Jansen aber bricht mit dieser Tradition. Zum zweiten Mal spielte sie am Donnerstag beim Richrather Martinszug die Figur des Sankt Martin. „Ich wollte das schon immer machen“, erzählt die 19-Jährige. Bereits als Kind sei sie bei den Martinszügen stets dabei gewesen.
Im vergangenen Jahr gab es dann für Jansen die Premiere, aus Sankt Martin wurde Sankt Martina. „Mein Vater ist im Sankt-Martins-Organisationsteam in Richrath. Als der Darsteller krank wurde, hat er mich gefragt, ob ich das übernehmen möchte.
Er wusste, dass ich das schon immer machen wollte“, erzählt Jansen. Und so sprang die 19-Jährige, die zurzeit ein Praktikum im St. Paulus Kindergarten absolviert, auch in diesem Jahr wieder ein.
Ganz klassisch trägt sie während ihres Auftritts Rüstung, Helm und roten Mantel. „Ich trage natürlich wenig Schminke und stecke meine langen Haare hoch, damit man mich nicht sofort als Frau erkennt“, sagt Jansen.
Im vergangenen Jahr sei sie als weiblicher Sankt Martin dennoch schnell aufgefallen. „Damals hatte ich gerade ein Praktikum im Kindergarten Sankt Martin gemacht. Und da haben mich die Kinder beim Umzug natürlich erkannt und ’hallo Alina’ gerufen“, erzählt sie.
Rein optisch aber steht Jansen den männlichen Sankt Martinsdarstellern in nichts nach. Denn nicht nur die Kostümierung stimmt, Jansen begleitet den Umzug auch hoch zu Ross. „Ich reite seit neun Jahren. Daher ist das gar kein Problem für mich“, sagt die junge Frau. Fast täglich verbringt Jansen die Freizeit mit ihrem Pferd Kira, einem Schwarzwälder Fuchs.
Kira ist beim Umzug allerdings nicht dabei. „Dafür mietet das Organisationsteam ein Pferd an, das mit den Martinszügen vertraut ist“, sagt Jansen. Aufregung kennt Jansen bei ihrem Auftritt nicht. „Das liegt vor allem daran, dass das ja eine sehr einfache Rolle ist, die ich spiele“, erklärt sie.
Denn sprechen muss Jansen als Sankt Martin nicht. Was ihr auch ganz recht sei, wie sie sagt. „Ich habe auch mit dem Pfarrer in der Kirche gesprochen, dass ich da nichts sagen möchte. Ich möchte lieber ruhig sein“, sagt sie.
Auch wenn Jansen als Sankt Martin stumm bleibt, hat die Rolle Bedeutung — für sie und für andere. „Die Leute aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis finden das alle gut, und mein Papa ist natürlich stolz auf mich“, sagt sie und lächelt.