Steckt die RAF hinter Millionenraub?

Der spektakuläre Überfall auf einen Geldtransporter in Langenfeld im Jahr 1997 wirft bis heute Fragen auf. Jetzt gibt es neue Hinweise.

Foto: dpa

Langenfeld. Haben Linksterroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) im Juni 1997 eines der spektakulärsten Verbrechen der vergangenen Jahrzehnte in Langenfeld begangen? Bislang schien die Suche nach den Tätern des bewaffneten Raubüberfalls auf einen Geldtransporter mit einer Beute von bis zu einer Million Mark im Sande verlaufen zu sein. Doch in Norddeutschland haben kürzlich die untergetauchten Terroristen Daniela Klette (57), Ernst-Volker Staub (61) und Burkhard Garweg (47) bei zwei missglückten Überfällen nach dem gleichen Schema Gen-Spuren hinterlassen. Und dies ergibt bei der Tätersuche plötzlich neue Ansätze. „Der Langenfelder Überfall ist bei uns jetzt wieder im Blickfeld“, bestätigte Ralf Herrenbrück von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf auf Anfrage.

Rückblende. Am Samstag, 21. Juni 1997, überfällt zur Mittagszeit ein mit Panzerfaust und Schnellfeuergewehr bewaffnetes und mit Sturmhauben maskiertes Trio vor dem Allkauf-Supermarkt (heute: Real) an der Rheindorfer Straße einen Geldtransporter. Mit einem gestohlenen Mercedes rammen sie das gepanzerte Fahrzeug, das gerade die Sicherheitsschleuse des Einkaufszentrums passiert. Zwei Maskierte zerschießen einen Vorderreifen des Transporters und zwingen die beiden Insassen zum Aussteigen. Mit den aus verschiedenen Geschäften abgeholten Einnahmen von insgesamt bis zu einer Million Mark entkommen die Täter in einem gestohlenen BMW, den ein Komplize steuert.

Die missglückten Überfälle auf Geldtransporter vor Real-Supermärkten in Stuhr bei Bremen (6. Juni 2015) und Wolfsburg (28. Dezember 2015) liefen frappierend ähnlich ab: ein maskiertes Trio, Panzerfaust und Schnellfeuergewehr, ein als Blockade eingesetztes Auto. Doch in beiden Fällen gelang es den Sicherheitsleuten, ihren Geldtransporter geschlossen zu halten, obwohl in Stuhr die Täter dreimal schossen. Die Bundesanwaltschaft sieht „keinen terroristischen Bezug“ der Überfälle.

Ralf Herrenbrück Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf

Sie geht davon aus, dass das untergetauchte RAF-Trio sein Leben im Untergrund finanzieren wollte. Nicht nur, weil nach einem Überfall auf einen Geldtransporter 1999 in Duisburg ein gefundenes Haar per Gen-Test Ernst-Volker Staub zugeordnet werden konnte, geraten ungeklärte Überfälle auf Geldtransporter bei Allkauf in Hagen (1998) und eben Langenfeld wieder in den Blickpunkt. Bei der Kreispolizei Mettmann ist der Fall von 1997 laut Sprecherin Nicole Rehmann zwar aktuell nicht in Arbeit. Doch auf Nachfrage bei den nach den jüngsten Taten in Norddeutschland ermittelnden Staatsanwaltschaften Verden und Braunschweig sowie bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wurden Parallelen deutlich. Deshalb ist jetzt auch die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wieder an dem ungeklärten Langenfelder Fall dran. „Wir prüfen die Spurenlage unter neuen Gesichtspunkten“, sagt deren Sprecher Herrenbrück. „Vielleicht lassen sich ja noch Asservate finden, die sich für eine DNA-Auswertung mit den seit 2006/7 beim Landeskriminalamt eingesetzten, sehr leistungsfähigen Geräten eignen.“