Tauchen klingt nach Stille mit Blubbern

Redakteurin Dorothee Schmidt-Elmendorff erforschte die Tiefe des Langenfelder Hallenbades.

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Langenfeld/Monheim. Die Vorstellung, einmal in die stille, fremdartige Meereswelt abzutauchen, fand ich schon als Kind verlockend. Genährt wurde sie durch den Meeresforscher Jacques Cousteau und Abenteuerfilme, in denen Taucher mal von Haien attackiert wurden oder sich als dramatische Zuspitzung im Innern eines Wracks verfingen und in Luftnot gerieten.

Dass der Mensch nicht fürs Leben unter Wasser geschaffen wurde, dass Tauchen also gefährlich werden kann, zeigen schon die Unterschriften, die ich vor dem Schnuppertauchen beim Schwimmverein Langenfeld leisten muss: Den Haftungsausschluss und die Versicherung, dass ich eine Reihe von Erkrankungen bei mir ausschließen kann: von der Erkältung bis zur Klaustrophobie.

Die erste Erkenntnis: Schwerelosigkeit fühlt sich gar nicht mehr so leicht an, wenn man eine Zwölf-Kilo-Flasche mit Druckluft auf den Rücken geschnallt hat. Als ich mich im Langenfelder Hallenbad im Nichtschwimmerbereich an den Beckenrand stelle, um die Tarierweste mit Flasche und Atemregler anzulegen, habe ich Sorge, gleich nach hinten zu kippen und versenkt zu werden. Aber sobald man ins Wasser taucht, fängt es das Gewichts tatsächlich auf. Zuvor hat mir Tauchlehrer Achim Solbach erklärt, wie an das Flaschenventil der Lungenautomat angeschlossen wird, der den Flaschendruck von 200 Bar über zwei hintereinander geschaltete Stufen herunterregelt. Außerdem ist daran noch ein Inflator angebracht, über den man Luft in die Weste blasen und über drei Ventile wieder entweichen lassen kann. Für die klare Sicht durch die Taucherbrille reicht normalerweise Spucke, hier hilft Solbach mit einem Spezialgel aus.

Schon die erste Übung im Wasser dient der Sicherheit. Wenn nämlich Wasser in die Brille eindringen und die Nase umspülen sollte, verdrängt man es einfach durch ausgeatmete Luft. Also Zähne zusammenbeißen — sonst hält das Mundstück nicht —, durch den Mund ein- und die Nase wieder ausatmen. Klappt schon mal.

Auch der Druckausgleich ist wichtig, damit das Trommelfell keinen Schaden nimmt. Dafür wird die Nase leicht zugedrückt und vorsichtig ausgeatmet, bis es knackt. Dann hat sich die Ohrtrompete zwischen Rachen und Mittelohr geöffnet. Jetzt heißt es abtauchen, Kopf unter Wasser. Das Atmen mit dem Gerät fühlt sich gar nicht so fremd an. Ich erfreue mich an dem Geräusch der aufsteigenden Luftbläschen.

Genauso klingt Tauchen — nach Stille, die nur durch gleichmäßiges Blubbern gestört wird. Auf Geheiß des Lehrers kriechen wir zunächst wie die Quastenflosser durch das seichte Gewässer. Beim ersten Ausflug ins tiefere Wasser hätte ich mich evolutionstechnisch besser den Fischen anpassen sollen, die in der Schwanzflosse ihren Hauptantrieb haben: Ich bewege die Arme, als würde ich schwimmen, dadurch verliert meine Körper seine Balance und kippt leicht zur Seite. Der Tauchlehrer trägt seine Arme einfach vor dem Körper und verlässt sich ansonsten auf die Antriebskraft der Beine. Die Wassertiefe löst noch einen anderen typisch menschlichen Reflex aus, nämlich tiefer einzuatmen. Dadurch füllt sich meine Lunge mit mehr Luft und gibt mir einen unerwünschten Auftrieb. Ja, das mit dem Druck ist so eine Wissenschaft für sich, in Physik hatte ich immer Schwächen.

Wir kehren ins Flache zurück und legen uns an der Kante zum Schwimmerbecken auf die Lauer, um das zu tun, worum es beim Tauchen eben auch geht: die Unterwasserwelt zu bestaunen. Der einzige Fisch, genauer ein Meeressäuger, ist allerdings aus Plastik. Der Buckelwal dient einem der Taucher des Vereins als Tauchspielzeug. Nur mit Schnorchel und Brille ausgerüstet taucht er nach dem Tier und dreht sich dabei wie ein verspielter Delfin in einer Längsspirale durchs Wasser. Ab und an versichert sich Achim Solbach, dass mit mir alles „ok“ ist. Das mit Zeigefinger und Daumen geformte „O“ der Zeichensprache kenne ich natürlich aus Filmen. „Alles ok“. Doch nach meinem ersten Tauchgang ist mir eins sehr klar: Wer im Urlaub abtauchen will, sollte erst mal zu Hause in Ruhe einen Kursus absolvieren. Solbach: „Mit etwas Routine ist der erste Tauchgang dann deutlich entspannter.“