Tausch: Oma gegen Gärtner
Das CBT-Haus und die Stadt wollen Senioren lebenslanges Wohnen in ihrem Zuhause ermöglichen — durch nachbarschaftliche und professionelle Hilfen.
Langenfeld. Helene Schmitz ist fast 80, lebt in ihren eigenen vier Wänden. Die Kinder sind aus dem Haus, wohnen in ganz Deutschland verteilt und kommen nur an Festtagen zu Besuch. Schon lange fühlt sich die Seniorin nicht mehr sicher, wenn sie auf dem Markt unterwegs ist, die Beine sind schwer geworden.
Gut, dass sie Hilfe von ihren Nachbarn bekommt, der Familie aus der Parallelstraße. Wenn die junge Mutter einkaufen geht, bringt sie Helene Schmitz einen Wasserkasten mit, verbringt mit den Kindern den Nachmittag bei der Seniorin, fährt sie zum Arzt oder kümmert sich um deren Garten. Im Gegenzug passt die Seniorin auf die Kinder der jungen Frau auf — damit sie abends mal mit den Ehemann losziehen kann. Bis jetzt existiert das Beispiel nur in den Köpfen des CBT-Teams. „Aber wir sind bester Hoffnung, dass dieser Idealfall auch bald gelebt wird“, sagt Diana König, Leiterin der Begegnungsstätte des CBT-Hauses.
Mit dem Projekt „Lebendige Nachbarschaft“ will das CBT-Haus in Kooperation mit der Stadt und den Kirchengemeinden alten Menschen ein lebenslanges Wohnen in der vertrauten Umgebung ermöglichen — durch einen Hilfemix, der aus familiären, nachbarschaftlichen, ehrenamtlichen und professionellen Unterstützungen besteht. „Wir spüren in der täglichen Arbeit, dass der Wunsch nach der gewohnten Umgebung da ist“, sagt König. Das Seniorenheim solle die allerletzte Möglichkeit sein.
Der demografische Wandel komme schnellen Schrittes. Schon jetzt seien Veränderungen spürbar: Heutzutage sind Senioren beim Eintritt ins Seniorenheim im Schnitt 85 Jahre alt, früher waren sie im Schnitt zehn Jahre jünger.
„Statistiken belegen zwar, dass es auch zukünftig genügend Altenheime gibt. Aber Kästen irgendwo in die Pampa zu setzen, kann auch keine Lösung sein. Es müssen vorhandene Strukturen in Wohnquartieren genutzt werden“, sagt König. Der Idealfall sei ein gegenseitiger Nutzen. „Viele Kinder haben keine eigene Oma in der Gegend wohnen. Diese könnten die Senioren ersetzen“, sagt König.
Und dies soll zunächst in der Innenstadt geschehen. „Der Bereich reicht von der B8 bis zum Berliner Platz, über die Schulstraße, das Musikantenviertel bis zur Solinger Straße“, sagt König. Den Haushalten wurde ein Fragebogen zugeschickt, in dem Fragen zu Alter, Wohnumfeld und Nachbarschaft gestellt wurden. „Wir hoffen auf einen guten Rücklauf.“ An mehreren Stellen in Langenfeld sind Boxen für die ausgefüllten Bögen aufgestellt worden. „Nach der Auswertung wird überlegt, wie eine Vernetzung gelingen kann“, sagt König. Denkbar sei auch, Studenten Zimmer zur Miete bei einem älteren Ehepaar anzubieten. „Sicher ist das idealistisch“, sagt sie. „Aber selbst wenn wir nur einen kleinen Teil erreichen, ist das schon toll.“