Viele Geflüchtete werden Opfer von Betrügern
Die Verbraucherzentrale in Langenfeld stellte ihre Jahresbilanz vor. 4543 Menschen suchten dort im vergangenen Jahr Rat. Häufigste Probleme sind Telefonverträge oder Internetkäufe.
Langenfeld/Monheim. Sie brauchen Geld. Schnell. Und unbemerkt von der Schufa. Im Internet recherchieren sie und landen auf Seiten, die etwa „Kredit ohne Limit“ versprechen. Und bekommen dann eine Prepaid-Kreditkarte zugeschickt, die sie angeblich bestellt haben. Per Nachnahme: 100 Euro. Wer nicht zahlt, erhält einen Inkassobescheid über 180 Euro. Andreas Nawe, Leiter der auch für Monheim und Hilden zuständigen Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (VZ) in Langenfeld, kennt 60 solcher Fälle. Sie nehmen landesweit zu, bestätigt VZ-Regionalleiterin Sigrun Krümmel. bei der Vorstellung der Langenfelder Bilanz 2017.
„Auffällig ist, dass viele Geflüchtete Opfer dieser Masche werden“, berichtet der Jurist Nawe. Diese oder andere Menschen mit Migrationshintergrund würden gezielt in der Landessprache angesprochen und sollen für einen Kreditkartenvertrag zahlen, den sie nicht abgeschlossen haben.
Nawe kritisiert fehlende Aufklärung und verlangt in solchen Fällen von den Inkasso-Unternehmen den Nachweis eines Vertrages. „Auskunft über ein dahinterstehendes Bankinstitut erhalten wir in der Regel nicht“, sagt er. „Häufig werden die Kredite benötigt, um zum Beispiel die Nebenkostenabrechnung bezahlen zu können“, berichtet er. Er begrüßt es deshalb, dass die Verbraucherzentrale Langenfeld über die Wohlfahrtsverbände und die Flüchtlingshilfe gut vernetzt ist. „So können wir helfen.“ Insgesamt haben 4543 Menschen im vergangenen Jahr Hilfe bei der Langenfelder VZ gesucht. In 558 Fällen war Rechtsberatung oder -vertretung gefragt. Den größten Anteil machen dabei Probleme mit Telefonrechnungen, -verträgen oder Internetkäufen aus (41 Prozent). 31 Prozent betrafen so genannte allgemeine Dienstleistungen. Darunter fallen Vertragsverlängerungen, Mietrecht oder Inkassoprobleme — wie beschrieben.
Zum Thema Finanzen (Versicherungen, Kapitalanlagen, Schulen) hat die VZ in zwölf Prozent der Rechtsfälle beraten. Reklamationen oder Widerrufsverfahren bezogen auf Konsumgüter schlagen in der Statistik mit neun Prozent zu Buche. Bei Problemen mit Stromrechnungen und Abschlägen war die Verbraucherzentrale in fünf Prozent der Fälle gefragt. Auffällig sei, so Nawe, dass der Anteil an sozialorientierten Beratungen im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent gestiegen sei. Ebenfalls eine weiter steigende Tendenz hat er bei Ärger mit Telefonanbietern beobachtet. Ein Viertel der Beschwerden (50 von etwa 220) gingen dabei auf das Konto von Unitymedia. Nach der Umstellung der Programmbelegung habe es viele Anfragen gegeben. Den Fall einer 81-Jährigen, die in einem Mobilfunk-Shop ein Seniorenhandy kaufen wollte, findet er skandalös. Sie ging mit einem Handyvertrag über 80 Euro monatlich aus dem Laden - und einem hochkomplexen Smartphone. Nawe konnte den Vertrag rückgängig machen.